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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0012

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- VII -
brachte er immer der Geschichte des frühen Buchdrucks
entgegen und er hat in erster Linie über die Anfänge der Druck-
kunst in Frankfurt a. M. außerordentlich wichtige und in ihrer
kritischen Durchführung bahnbrechende Forschungen veröffent-
licht Persönliche Beziehungen zu William Morris richteten
sein Augenmerk auch auf die Entwicklung des Buchgewerbes
der neueren Zeit; um nur einiges zu erwähnen, hat er die
Tätigkeit eines Bodoni und Morris wiederholt eingehenden
Betrachtungen unterzogen. Gerne beschäftigte er sich mit aus-
gefallenen, von der zünftigen Wissenschaft garnicht oder wenig
beachteten Themen. So behandelte er die merkwürdige
Erscheinung des Thomas Murner, ferner den Akademiker
Chasles, die Berittene Akademie zu Dülken, Die Erfindung
der Buchdruckerkunst bei Moscherosch, den Espion Chinois,
die Tullia des J. L. Prasch, die Werke der Gottschedin, die
Lieder der Klettenberg, Friedrich Andreas Walter, außerdem
unbeachtete Druckorte wie Remlingen, St. Petersburg, German-
town und Ephrata, und eine große Anzahl von seltsamen Bü-
chern. Er hat fast alle Zweige der Buchkunde aufs eindring-
lichste studiert und sie besonders gern von ihrer künstlerischen
Seite aus gewürdigt, wovon seine Studien über die Minia-
turmalerei, den Holzschnitt und den Kupferstich
Zeugnis ablegen.
Als vor 30 Jahren die Gesellschaft der Bibliophilen
gegründet wurde, hat er an ihr und ihrem Organ, der
Zeitschrift für Bücherfreunde, regen Anteil genommen, und
durch sie ist er wohl veranlaßt worden, sich auch mit der
Geschichte der Bibliophilie zu beschäftigen, einem
wenigstens in Deutschland bisher fast ganz unbekannten For-
schungsgebiet. Die Früchte dieser Studien sind in den Ar-
beiten über die Büchersammlungen de Bury's, des Hans Sachs,
Gottsched's, Klemm's, William Morris' u. a. niedergelegt worden.
Ins Jahr 1900 fällt die Gründung einer eigenen Hauszeitschrift
der Firma Joseph Baer & Co., des „Frankfurter Bücherfreund",
den er in den ersten Jahren allein redigierte und der eine große
Anzahl seiner Aufsätze enthält. Mit dem Jahre 1912 erlitt
seine schriftstellerische Tätigkeit eine zehnjährige Unter-
brechung. Eine stärkere geschäftliche Inanspruchnahme durch
die außerordentliche Entwicklung der Firma Joseph Baer & Co.
zu einer maßgebenden Stellung im Weltbuchhandel, verbunden
mit längeren Reisen nach Amerika und Rußland, mögen ihn
zunächst davon abgehalten haben; dann kam der Krieg, der
seine beiden Söhne zu den Waffen rief, 1919 der Tod seines
Freundes und Mitteilhabers S. L. Baer, und darauf die Infla-
tionszeit mit ihren Sorgen, die ihm die Lust zu wissenschaft-
licher Beschäftigung nahmen. Erst die Begründung der Frank-
furter Bibliophilen-Gesellschaft im Jahre 1922 hat sein wissen-
schaftliches Interesse für die Buchkunst wieder in stärkerem
 
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