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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0166

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— 141 -

keif. Die größten Männer gingen bei ihr aus und ein, schätzten
und liebten sie.*) Goethe war bei seinen Besuchen in Frank-
furt (1814 u. 15) ein gefeierter Gast ihres Hauses und verbrachte
schöne Tage auf ihrem Gute in Winkel. „Das lebendige Schauen
der nunmehr zu beschreibenden Oerflichkeifen und Gegen-
stände," schreibt er im 3. Hefte von Kunst und Alterthum,
„verdanke ich der geliebten wie verehrten Familie Brentano,
die mir, an den Ufern des Rheins, auf ihrem Landgufe zu
Winkel, viele glückliche Stunden bereitete."^) Goethes Briefe
an Franz und Antonia Brentano (Nr. 16—38), waren bisher
nur durch die kurzen Notizen Prems bekannt.^) Sie sind eine
hochwillkommene Ergänzung zu den Briefen an das Ehepaar
Willemer und an Fritz Schlosser. Die kurzen Auszüge, die wir
daraus geben, genügen, um ihre Bedeutung hervorzuheben.
Nicht minder anziehend ist das Stammbuch von An-
tonia Brentano, das ihr Goethe in jenen Tagen schenkte
(Nr. 41). Es ist mehr als gewöhnliche Sfammbuchpoesie und
Stammbuchempfindsamkeit, was Minister von Stein und
Dalberg, das Ehepaar Willemer und Schlosser, Bi-
schof Sailer und Clemens Brentano, Savigny und die
andern alle eingeschrieben. Und dieselben Gefühle der Liebe
und Verehrung für die geistreiche anmufhige Frau, auf welche
das Goefhesche Wort angewandt wurde, „gegen große Vorzüge
eines Andern giebf es kein Reffungsmiffel als die Liebe" fin-
den wir wieder in den Briefen der Großmutter Sophie von
La Roche (Nr. 81) und des „Onkels v. Sonnenfels"
(Nr. 57), des Ministers von Stein (Nr. 56) und des Cardinais
Diepenbrock (Nr. 54), und Aller, die ihr näher treten
durften.
Ebenso interessant sind die Briefe der Mitglieder der Fa-
milie Brentano. Besonders hervorzuheben sind ein Jugendbrief
Clemens Brentanos (Nr. 87). in welchem er sich gegen
das Studiren aussprichf und den Wunsch äußert im Brenfano-
schen Geschäfte an der Seite seiner Brüder zu arbeiten, und
die Brieffragmente Bettinas (Nr. 93) über den Tod der
Günderode und die Statue Goethes. Achim v. Arnim und
Savigny vervollständigen diesen Kreis hervorragender Per-
sönlichkeiten.
9 J. B. Diel, Clemens Brentano. Freib. 1877. 1 S. 110.
2) Im Rheingau Herbsttage. Supplement des Rochusfestes, 1844. Ausg. 1.
Hand Bd. 45 S. 290.
s) S. M. Prem, Goethe. Leipz. 1893. S. 5581f. — Prem benutzte nicht die
Briefe selbst sondern nur den von A. T. Brentano nach Art von Regesten ver-
fassten „Ueberblick der Sammlung" (Aus dem Nachlaß von Franz und
Antonie Brentano pietätvoll gesammelt, 1891 als Handschrift für die
Familie gedruckt.) Hierdurch erklärt sich, daß er meist Unwesentliches citirt
und einen der Irrthümer Brentanos nicht controlliren konnte und in sein Buch
übertrug, (vgl. Nr. 16.) — Die Anzeige von Prems Werk im Goethe Jahrbuch
XV 346 nennt die Empfängerin der Briefe fälschlich Antonie v. Birkenstock
geh. Brentano.
 
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