Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0250

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
223

Ich nicht allzeit gegenwärtig und dabey sein können, mich
verhindert, zu dem weil viel unterschiedliche Sachen in die-
sem Buch, habe Ich auch viel vnterschiedtliche Leute dartzu
brauchen müssen, deren Ich nicht allezeit mechtig sein können,
zumahl weil eine große antzal Kupfferstück, wie ingleichen
auch die Menge von Stöcken so gefertigt werden müssen, hier-
innen zu finden, vnd welche viel Zeit vnd weile mit reißen,
stechen vnd schneiden weg genommen, daran ich denn, weil
es in meinem abwesen offtermals nicht recht gemacht, viel ver-
endern müssen ... so wissen auch diejenigen, so bey vnd vmb
mich gewesen, was für mühe vnd arbeit ich mit diesem Werck
nunmehr bey viertzehn Jahren hero gehabt/* Diese langsame
Herstellung verursachte Irrtümer und Lücken in der Pagination
und den Signaturen, so daß Löhneysen viele Reklamationen
wegen vermeintlicher Defecte erhielt. Er druckte daher eine
Benachrichtigung „an den Leser und Buchführer*', in welcher
er erklärte, daß die Exemplare vollständig seien. „Die Zahl
an den foliis" sei von dem Drucker versehen, „weil die Kupfer
mit der Schrifft nicht zugleich haben können gedruckt werden".
Im Jahre 1617 veröffentlichte Löhneysen einen Bericht vom
Bergwerck, der aber die Schlußschrift trägt: Gedruckt zum
Zellerfeldt. Er scheint also damals sein Druckmaterial nach
Zellerfeld bei Clausthal übergeführt zu haben. Erst im Jahre
1622 druckte er zu Remlingen ein zweites großes Buch, die
Aulico-Politica. Wie die Caualleria Alles enthält, was damals
ein Edelmann als Ritter wissen mußte, so berichtet dieses
Werk über alle Materien, die er als Hof- und Staatsmann be-
herrschen sollte. Die Aulico-Politica ist eine vollständige En-
cyclopaedie der Staats- und Cameralwissenschaften. Löhneysen
war aber viel zu sehr Hofmann, als daß er nicht Bedenken ge-
tragen hätte diese Arbeit, in welcher er die Erfahrungen seines
ganzen Lebens niedergelegt, zu veröffentlichen. Wir wissen
durch seine Söhne, daß er die Aulico-Politica „vielleicht aus
bedencklichen Ursachen bey Lebzeiten nicht publicieren noch
sonsten jemand privatim communiciren wollen."') Er ver-
wahrte sorgfältig die ganze Auflage, damit sie erst nach seinem
Tode erscheine. Unterdessen begann er eine neue Ausgabe der
längst vergriffenen Caualleria. Er wollte sie vollständig um-
arbeiten, hatte aber „kaum etliche Bogen zum guten Valete
absolviren können", als er Ende 1622 starbt) Seine Söhne
Heinrich Julius und Wolf Ernst übergaben das unvollendete
Manuscript Michael Bötner aus Eisenach, der die Umarbeitung
und den Druck weiter besorgte. Im Jahre 1624 erschien die
Caualleria „durch den weiland G. E. Löhneysz seligen Gedkcht-
J Aulico-Politica 1622, Widmung.
-) Büttner 1. c. Hiernach ist Inamas Aufsatz in der Allg. D. Biographie
XIX, S. 133 zu berichtigen, der Löhneysens Geburts- und Todesjahr nicht kennt
und ihn die Zerstörung seiner Druckerei überleben läßt.
 
Annotationen