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Sondheim, Moriz
Gesammelte Schriften: Buchkunde, Bibliographie, Literatur, Kunst u.a. — Frankfurt a.M., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.34388#0265

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denn er zeigt uns, daß die Zunft der Revolver-Journalisten
lange vor Erfindung des Revolvers geblüht hat Dubourg hat
wohl selbst nicht geglaubt, daß seine Briefe 50 Gulden pro
Jahrgang werth seien. Mit 50 Gulden sollte nicht seine Prosa,
sondern sein Schweigen erkauft werden. In der Uebersichf
des 12. Briefes macht er die Kalifen und Mandarine darauf
aufmerksam, daß es in ihrem Interesse liege auf die Chine-
sischen Briefe zu subscribieren: „Wehe demjenigen, der sie nicht
würdigt, wenn er eine glänzende Rolle auf dem Welttheater
agiert: Orosmani wird dafür sorgen, daß er es bereue." Und
mit unglaublichem Cynismus erklärt er im 15. Briefe: „Es giebf
nur ein Mittel die Feder meiner Hand zu entwinden: man
blende meine Augen durch den Glanz des Goldes."
In beiden Exemplaren befindet sich ein Blaff mif der Vor-
rede: PREFACE, / C'esf ici le verifable ouvrage dkm / Chi-
nois etc. Dann folgen 16 Briefe, die mif römischen Zahlen
numerirf sind und meisfens die Ueberschriff „Orosmani ä
Temirkan" fragen. In unserem Ex. frägf der 8. Brief den Tifel:
L'Espion Chinois en Europe Leffre VIII; nach Hafin fragen
auch der 6. und 7. Brief des Pariser Exemplares diese Ueber-
schriff. Außerdem enfhälf dasselbe am Schlüsse eine Clef du
Premier fome, die sich in dem Originaldruck nichf befindet
Unser Exemplar enfhälf nur den ersfen Band mif einer
Lücke; es fehlen darin der 2. und 3. Brief. Das Pariser Exem-
plar enfhälf noch einen 2. Band unfer dem Tifel:
LEt / MANDARIN / CHINOIS / EN EUROPEo Ridiculum,
aeri secaf melius Res / HORAT. / TOME SECOND. / (Vig-
neffe.) / A / PECKIN. / Chez Ochaloulou libraire de Choanfy/
Empereur de la Chine, dans la Rue des / Mandarins ä TEn-
seigne du Bon Sens. / 1745.
Dieser Band enfhälf die Briefe 17—25 auf 38 Seifen. Der
letzte Brief ist vom 29. Juni datiert Gleich darauf wurde dem
Autor das TIandwerk gelegt, nichf, wie er hoffte, durch den
Glanz des Goldes, sondern durch das Gitter eines Käfigs.
Dieses jämmerliche Schicksal, dessen Härte in keinem Ver-
hältnisse zu dem Vergehen stand, hat Dubourg eine gewisse
Berühmtheit verschafft. In derselben Weise wie er arbeiteten
damals zahlreiche Zeitungsschreiber, welche, glücklicher als er,
dem Arm der Justiz und einem zweifelhaften Nachruhm ent-
gangen sind. Ihre dunkle Sippe hat Voltaire im Jahre 1749
treffend charakterisiert und auch den armen Dubourg dabei
erwähnt: Combien de memoires secrefs, sagt er, d'histoires de
campagnes, de journaux de foutes les fa$ons, donf les prefaces
annoncenf Timparfialife la plus equifable et les connaissances
les plus parfaites! On diraif que ces ouvrages sonf faifs par
des plenipotenfiaires ä qui les minisfres de fous les efats, et
les gen6raux de foutes les armees onf remis leurs memoires.
Enfrez chez un de ces grands plenipotenfiaires, vous frouverez
 
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