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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Die Herbstausstellung der Akademie
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Waetzoldt, Wilhelm: Aby Warburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0140

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S. SEBBA, GERRON. HOLZSCHNITT

AUSGESTELLT IN DER AKADEMIE DER KÜNSTE

sechs Aquarellen bevorzugt. Eine entschiedene Eigenart recht-
fertigt es. Fuhrs Arbeiten ziehen den Blick auf sich und
halten ihn eine Weile fest. Seine Aquarelle sehen sehr
graphisch aus, sie machen den Eindruck von farbigen Ra-
dierungen. Gefährlich könnte es dem Künstler werden, daß
er die Landschaft skelettiert; er zeichnet fast wie ein Archi-

tekt. Und er koloriert etwas kunstgewerblich. Aber er trinkt
aus seinem eigenen Glas.

Walter Klinkert ist Orlikschüler und beweist — wie man-
cher andere bekannte Künstlername es tut —, welch guter,
die Eigenart respektierender Lehrer Orlik ist. Klinkerts Ra-
dierungen — nicht so sehr die Zeichnungen — erinnern an
Orlik (dessen New Yorker Radierungen hängen wie zur
Kontrolle daneben), an die englischen Radierer und sogar
an Meryon; doch ist auch ein eigentümliches Talent darin,
auf dessen Entfaltung man wird achten müssen. Die „Not-
brücke" ist ein sehr gutes Blatt; vielleicht etwas zu gut,
das heißt zu fertig für einen so jungen Künstler.

Der Radierer Werner Laves füllt neuen Wein in alte
Schläuche, er belebt in persönlicher Weise die alte graphische
Konvention. Seiner Zeit steht er etwa so gegenüber, wie
Konrad Westermayer es tat.

Sebba, in diesen Sälen auch ein Neuer, hat sich nach
Beckmann orientiert. Aber mit Bewußtsein und darum selb-
ständig. Seine Zeichnung Dr. S. K. ist ebenso gut wie sein
Holzschnitt „Gerron". In der Vereinfachung wird eine Gabe
lebendiger Übertragungskraft sichtbar.

Unter den Plastiken fällt die Noa-Noa von Herbert Garbe
auf durch Unmittelbarkeit; der Ausdruck ist vorzüglich ge-
troffen. Die „Liegende" von Anton Grauel hat einen Kolbe-
zug. Sie läßt auf vortreffliche Fähigkeiten schließen, auf
natürliche Begabung und auf Einsicht in das Wesen der Plastik.
Heinz Rosenberg ist in seiner Holzbüste sehr prägnant und in
seiner — übrigens recht ähnlichen — Bronzebüste etwas un-
klar. Seine Arbeiten verraten, wie die fast aller jungen Künst-
ler, viel Klugheit und Selbstkritik.

Von den Arbeiten der älteren Bildhauer gefällt vor allem
der „Reigen" von Fritz Klimsch und die „Sitzende" von
Richard Scheibe. Von den Kleinplastiken Rudolf Großmanns
war in diesen Heften schon die Rede. Diese Terrakotten
frappieren auch jetzt wieder durch dieselben Eigenschaften,
die einem die Zeichnungen Großmanns lieb machten.

K. Sch.

ABY WARBURG f

VON

"WILHELM WAETZOLDT

\ by Warburg, der am 26. Oktober in seiner Vaterstadt
^ *• Hamburg gestorben ist, war eine singuläre Erscheinung.
Künstlerischer Sinn, kaufmännischer Geist, wissenschaftliche
Leidenschaft verbanden sich in ihm, gaben dem Menschen
seinen Zauber, dem Manne seine Prägung.

Aus den Traditionen des Bankhauses fühlte sich der
junge Warburg durch Schicksalsruf „abkommandiert" zur
Kunstgeschichte. Der Kunsthistoriker stieß am Arno auf
das Problem des Einflusses der antiken Welt auf die
nachantiken Kulturen Europas. Nun zog der Forscher auf

den Etappenstraßen wandernder antiker „Pathosformeln"
vom Süden nach dem Norden, vom Norden zum Süden,
geriet in die „hell-dunklen Regionen des Gestirnaber-
glaubens" und baute an der Alster seine Bibliothek auf,
mehr noch: sein kunstwissenschaftliches Forschungsinstitut.
Während das literarische Hauptwerk dem Abschluß entgegen-
reifte und über Warburgs Weltbild das Licht der Philosophie
Giordano Brunos abendlich leuchtete, rief ihn der Tod aus
wissenschaftlichem Gespräch ab.

Die ihn nicht kannten, sahen in ihm nur den freien,

Il6
 
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