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Schönermark, Gustav [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 16): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Delitzsch — Halle a. d. S., 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.25510#0032
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Kreis Delitzsch.

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der Schi Utenstci* profil irt. Wir machen darauf aufmerksam, dass die Gezvändc-
protilirung der Grobkörnigkeit, des Steines insofern Rechnung trägt, als allzu feine
und scharf z erspringende Glieder vermieden sind. Ferner ist auch zu dem Haupt-
gesimso, welches aus einer Hohlkehle mit schrägem Plättchen darüber besteht
Fr. 17, sowie zu dem mchrglicdcrigon Thürgewände dieser Sandstein gewählt.
Offenbar hat diese Kapelle vor der' ihr gegen-
über gelegenen, die nichts Besonderes bietet,
einen Vorzug gehabt. Der Anbau der Leichen-
halle lässt in den Kunstformen seines Erd-
geschosses, deren freilich nur wenige sind
(Thürgewände, Sockel), die mit der Kirche
gleichzeitige Entstehung nicht verkennen,
sein Obergeschoss hingegen mit seinem gegen
den Marktplatz gelegenen Backsteingicbel,
in welchem sich vergitterteEcnster in Sand-
steingewänden finden, hat die Formen des
16. Jahrhunderts. Zwischen diesem Arrbauc
und der nachbarlichen Kapelle ist einKirchcn-
stübclren gelegen gezvesen; ein zveites und
niedriges Flachbogcnfenstcr unten in der Kirchen wand lässt darüber keinen
Zweifel. Das Portal inmitten der Mittelpartie der Westfront hat ein sandstcinerncs
Gewände, aber ohne Bedeutung. Zwei niedrige Strebepfeiler, etwa in der Flucht
der Nord- und Südmaucr des'Tlrurmcs stehend, grenzen die Mittelpartie der Front
unten ab. Ein Spitzbogenfries in Backstein läuft von einem zum anderen Pfeiler
über dem Portal zvcg und bildet in Gemeinschaft von Lisenen, die das Portal
llankirend bis unter diesen Fries hinaufgehen ein längliches Feld, zvelches ver-
mutldich für ein Bild bestimmt gezvesen ist. Alsdann erhebt sich der Thurm,
gegen den sich die Pultdächer seiner Nebenräume südlich und nördlich legen, in
drei Geschossen, zvolche durch bandartig lange, nicht ganz bis an die Thurmeckcn
tcichcnde, durch gelinge Vertiefung entstandene Felder (ähnlich denen an den
Thorthürmen, s. zveiter unten) markirt, aber durch kein reliefbildendes Sims
getrennt werden. Ob dem Putze, der sich in diesen Feldern ehemals befand, eine
Minuskelschrift aufgemalt gezvesen ist, wie sich solche in den ähnlichen Feldern
am „Haifischen Thurme" noch recht gut erkennen , zvenn auch nicht mehr lesen
lässt, muss unbeanfzvortet bleiben. Das erste Thurmobergeschoss hat inmitten ein
Fenster, die beiden anderen Geschosse haben je zwei Fenster, die meist vermauert


sind. Die Glockenstube kennzeichnet sich durch Form der Fenster und Farbe des
Backsteins als eine spätere Zathat; zwei niedrige achtscitige schiefergedeckte Hohne
schlicssen den Thurm in zvenig schöner Weise oben ab. Gegen Süden baut sich
ein Erkner für die frei hängenden Schlagglocken heraus.


Dieser Baubeschreibung schlicssen zvir
noch an, zvas über die Backsteinverzven-
dnng zu bemerken ist. Am ganzen Baue
hat. man den nebenstehenden Verband mit

ziemlicher Regelmässigkeit durchgeführt; in jeder Schicht liegen also Läufer und
Kopfsteine abzvechsclnd. Die Backsteine haben im Durchschnitt — denn je
 
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