„Von morgens bis mitternachts“ ist dieser Sprung. Nicht soll gedeutet werden,
warum dies im Dichter geschah. Denn die Person des Diditers wird in dem Mähe
unwichtig als sein Werk wichtig ist. Hier ist die Wasserscheide zwischen Gestern
und Morgen und ein infernalisches Heute wird entblößt. Hier wird die Realität
verlassen und Wirklichkeit gefunden, die (ihr Realisten) hinter der Realität steht.
Hier wird, in Übersteigerung des Tempos des Geschehns, Geschehnzum Geschehnis,
zufälliger Mensch zum Typus erweitert und die treibende Macht, der rasende Riemen
entdeckt, der die Maschine jagt. Hier zeigt sich Mensch gegeißelt mit Ruten, die
er sich selbst band. Hier die eigentliche und grundlegende Erkenntnis, dah die
Menschheit von den Dingen, die sie schuf, überwältigt wird und der Kampf
darum geht, diese Dinge — Macht, Masdiine, Geld — wieder in die Hand zu
bekommen.
Hier — und in »Koralle« und »Gas«, denen sidi nun »GasII« vollendend anschließt—
Gewalt von Geld und Maschine, Kampf gegen Maschine: in Gas I und II wird die
Maschine zum immer übermenschlicheren Symbol, zu immer dunkelnderer Wolke,
aus der schließlich Büß der Vernichtung weltzertrümmernd fährt. Negation, Pessimis-
mus, Verzweiflung, die am Ende dieser Werke stehn, rufen auf zu Zertrümmerung,
ehe die Trümmer erschlagen. Revolution ist in diesen Werken und Skepsis des
Revolutionärs, Todesurteil und doch nicht Schlußurteil. Todesurteil über diese
Weltgestalt und dieses Zeitalter. Todesurteil, das sich in sich vollzieht, aber der
Vollstrecker harrt, damit sie den Leichnam forträumen können. In »Gas II« ist die
Höhe erreicht, die sich in „Hölle, Weg, Erde“, diesem Aufschrei nach Gerechtigkeit,
ankündigt. »Gas II« ist schärfste Nachbildung der tatsächlidi gegenwärtigen
Situation, Abbildung im Sinne des Expressionismus. Die Maschinierung und
Vertierung, das Gegeneinander der Menschen hat den Höhepunkt erreicht. Der
zitternde Vulkan brach aus. Was uns in einem kläglichen Nacheinander langsam
geschieht und Blinde immer noch in ihrer Blindheit läßt, hier ist es in klare Worte
gehämmert und zu einem Mythos der Gegenwart geworden. Mythos: nach Kaiser:
die „Forschung nach dem Ursprung der Vernichtung der Einheit“. Mythos dieser
Vernichtung durch die Maschine. Mythos: ewige Gültigkeit bei wechselndem Anlaß.
Träger des Mythos: entmenschter Mensdi . . Mensch, der nadi der Vertreibung
aus dem Paradies diese Hölle sich schuf, die ihn verschlingt.
Äußerlich zeichnet sich diese Hinaufführung in immer schärferer Typisierung, che
in »Koralle« und »Gas I« noch Menschbezeichnungen kennt, in »Gas II«, außer
den zwei Trägern von Spiel und Gegenspiel, nur Arbeiter, Blau- und Gelbfiguren
aufzeichnet. Sinn dieses Mythos der Maschine: Menschkann nicht mehr sein, wenn
nicht Umkehr einseßt und der Ausweg aus den Verstrickungen der Feindlichkeit
gefunden wird. Mensch kann nur sein, wenn er die Macht bekommt über seine
Gesdiöpfe und über sich selbst. Macht der Maschine über den Menschen ist Macht
des Mensdien über den Menschen — feindlich ausgeiibf.
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warum dies im Dichter geschah. Denn die Person des Diditers wird in dem Mähe
unwichtig als sein Werk wichtig ist. Hier ist die Wasserscheide zwischen Gestern
und Morgen und ein infernalisches Heute wird entblößt. Hier wird die Realität
verlassen und Wirklichkeit gefunden, die (ihr Realisten) hinter der Realität steht.
Hier wird, in Übersteigerung des Tempos des Geschehns, Geschehnzum Geschehnis,
zufälliger Mensch zum Typus erweitert und die treibende Macht, der rasende Riemen
entdeckt, der die Maschine jagt. Hier zeigt sich Mensch gegeißelt mit Ruten, die
er sich selbst band. Hier die eigentliche und grundlegende Erkenntnis, dah die
Menschheit von den Dingen, die sie schuf, überwältigt wird und der Kampf
darum geht, diese Dinge — Macht, Masdiine, Geld — wieder in die Hand zu
bekommen.
Hier — und in »Koralle« und »Gas«, denen sidi nun »GasII« vollendend anschließt—
Gewalt von Geld und Maschine, Kampf gegen Maschine: in Gas I und II wird die
Maschine zum immer übermenschlicheren Symbol, zu immer dunkelnderer Wolke,
aus der schließlich Büß der Vernichtung weltzertrümmernd fährt. Negation, Pessimis-
mus, Verzweiflung, die am Ende dieser Werke stehn, rufen auf zu Zertrümmerung,
ehe die Trümmer erschlagen. Revolution ist in diesen Werken und Skepsis des
Revolutionärs, Todesurteil und doch nicht Schlußurteil. Todesurteil über diese
Weltgestalt und dieses Zeitalter. Todesurteil, das sich in sich vollzieht, aber der
Vollstrecker harrt, damit sie den Leichnam forträumen können. In »Gas II« ist die
Höhe erreicht, die sich in „Hölle, Weg, Erde“, diesem Aufschrei nach Gerechtigkeit,
ankündigt. »Gas II« ist schärfste Nachbildung der tatsächlidi gegenwärtigen
Situation, Abbildung im Sinne des Expressionismus. Die Maschinierung und
Vertierung, das Gegeneinander der Menschen hat den Höhepunkt erreicht. Der
zitternde Vulkan brach aus. Was uns in einem kläglichen Nacheinander langsam
geschieht und Blinde immer noch in ihrer Blindheit läßt, hier ist es in klare Worte
gehämmert und zu einem Mythos der Gegenwart geworden. Mythos: nach Kaiser:
die „Forschung nach dem Ursprung der Vernichtung der Einheit“. Mythos dieser
Vernichtung durch die Maschine. Mythos: ewige Gültigkeit bei wechselndem Anlaß.
Träger des Mythos: entmenschter Mensdi . . Mensch, der nadi der Vertreibung
aus dem Paradies diese Hölle sich schuf, die ihn verschlingt.
Äußerlich zeichnet sich diese Hinaufführung in immer schärferer Typisierung, che
in »Koralle« und »Gas I« noch Menschbezeichnungen kennt, in »Gas II«, außer
den zwei Trägern von Spiel und Gegenspiel, nur Arbeiter, Blau- und Gelbfiguren
aufzeichnet. Sinn dieses Mythos der Maschine: Menschkann nicht mehr sein, wenn
nicht Umkehr einseßt und der Ausweg aus den Verstrickungen der Feindlichkeit
gefunden wird. Mensch kann nur sein, wenn er die Macht bekommt über seine
Gesdiöpfe und über sich selbst. Macht der Maschine über den Menschen ist Macht
des Mensdien über den Menschen — feindlich ausgeiibf.
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