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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Roland Holst-Van der Schalk, Henriette: Fünf Gedicht: Deutsche Übertragung von Max Pulver
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0317

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HENRIETTE ROLAND HOLST
FÜNF GEDICHTE
DEUTSCHE ÜBERTRAGUNG VON MAX PULVER
1.
Mich lockf als Kind aus Dämmer steigend Land,
Grenzsaum der weiten Fläche meines Sehnens,
Bis midi ein Tag fand, wo ich unversehens
Stromaufwärts ruderte, und wo ich stand —
Haftig in Gedanken langer Dauer
Den Blick nicht hob vom Werke meiner Hand,
Der einen Hoffnung voll, dab mein ein lauer
Tod warte alt und müde an dem Rand
Von dem Erahnten, das mir Scheu entzogen.
Bis dalj mein Blick, der machtvoll sich befreite,
Floh ohne Wissen des, was meiner harrt.
Und taumelnd wiederkehrte, denn aufwogen
Sah Berge ich zu meinen beiden Seiten
Versperrend mir den Ursprung meiner Fahrt.
2.
Nicht brachF ich mit als meines Streits Ertrag
Bereite und bleibende Macht: gerührte.
Und nicht die Kraft nach innen geführter
Augen die Fülle zu fassen vom Tag.
Mandi einer, der midi ausziehn sah und nun
Mich werken sieht: die Felder blolj bebauen
Die kargen trocknen dieser Mittelauen,
Nennt mich geschlagen für mein dürftiges Tun.
Doch Sieger fühl’ ich mich, die leere Zeit
Durchsteht mein Herz so standhaft wie des Frommen,
Der ohne Wunder seinem Gott bereit.
Und ob sich ganz verläuft die volle Flut
Der Jugenddinge, die nur einmal kommen:
Ich trage es mit unerschrocknem Mut.

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