ETTLINGER TOR (AUSSENSEITE) KARLSRUHE
FRIEDRICH WEINBRENNER
UND DIE STADT KARLSRUHE
HERMANN ESCH
Wenn die Erinnerung an ferne Städte lebendig wird, wenn Bilder
in uns auftauchen von umschlossenen Plätzen, auf denen phanta?
stische Brunnen rauschen, von langen dämmerigen Säulengängen,
von kühlen steinernen Höfen, über denen Türme luftig emporsteigen und
über das Häusermeer ins weite Land blicken, dann fühlen wir, was eine
Stadt sein könnte. Und wenn sich diese Vorstellungen zum einheitlichen
Kunstwerk zusammenfügen, in dem alles gesetzmäßig aneinandergereiht
vom Einfacheren zum Mächtigeren sich steigernd durch Reichtum phanta*
stischer Szenerien überrascht, — gibt es etwas Überwältigerendes, als eine
in allen Teilen edel geformte Stadt 1 —
Wie selten ist dieser Vorzug einem Gemeinwesen auch nur in erheblichem
Umfange zuteil geworden. Kein Werk der schöpferischen Phantasie ist schon
im Werden so abhängig vom Schicksal äußerer Umstände, wie das der
großen StadTArchitektur. Und wenn nach jahrzehntelanger Stille die Stadt
sich plötzlich zu regen beginnt, welch ein Zufall, wenn dann zur rechten
Zeit auch ein glücklicher Stern über ihr waltet.
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