Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (2.1920/1921)

VASENSAAL

LANDESMUSEUM

DAS BADISCHE LANDESMUSEUM
IM KARLSRUHER SCHLOSS
OTTO HOMBURGER

Dem Geschmack der Zeit folgend entschloß sich im Jahre 1715 der badische Markgraf
Karl Wilhelm seine Residenz von dem den Bergen vorgelagerten Durlach in die Ebene
hinein zu verlegen und erbaute hier, mitten im Wald, ein Schloß und in gemessenem Abstand
davon, in die fächerförmig ausstrahlenden Straßen verteilt, die einstöckigen Wohnhäuser
der Beamten und Kaufleute, die ihm gefolgt waren. Kaum 100 Jahre später war diese Schöps
fung des Absolutismus zum Mittelpunkt eines Staatswesens geworden, das unter der Re*
gierung Carl Friedrichs, jenes glänzenden fürstlichen Vertreters des Aufklärungszeitalters,
den territorialen Besitz zahlloser weltlicher und geistlicher Kleinstaaten nach Norden und
Süden sich angegliedert hatte. Und nach Ablauf eines weiteren Säkulums führte die Folge
der Geschehnisse dazu, daß die fürstliche Residenz, gewissermaßen das monumentale Symbol
dieser Einheit und der Zeuge vieler Begebenheiten von historischer Bedeutung, von seinen
Herren und Begründern verlassen werden mußte.
Sofort trat hier, wie in anderen Hauptstädten, die Frage in den Vordergrund, auf welche
Weise das verwaiste Gebäude, seiner Würde und Vergangenheit entsprechend, zu verwenden
sei, und man entschloß sich die staatlichen Sammlungen, deren wichtigste Aufgabe darin
bestanden hatte, künstlerisch und kulturell bedeutsame Zeugen der Landesgeschichte zu er*
werben und zu bewahren, und die sich in den letzten Jahrzehnten infolge der Raumnot nicht
weiter entwickeln konnten, hierher zu überführen; zugleich sollten sie mit den Beständen
des Kunstgewerbemuseums zu einem Ganzen, dem »Badischen Landesmuseum«, verschmol*
zen werden.
Zunächst einige Worte über das Gebäude. Es hat sein jetziges Aussehen den Umbauten zu
verdanken, die in den Jahren 1749—81 vollzogen wurden. Im Mittelpunkt der Anlage und

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