Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (2.1920/1921)

WIDMUNG
(FÜR* * *)
HERMANN KESSER

Oh dein Blut, deine Feuergarben 1
Oh deiner Stimme blühende Farben!
Der Hauch deiner Fluten! Dein Liebesgesicht!
Dein sprühendes Herz! Dein himmlisches Licht!
Was wird aus mir?
Gewesen bin ich ein taumelndes Meer,
Schaum war ich für Wind und Nacht.
Wo flog ich hin? Wo kam ich her?
Immer wieder bin ich in kahlem Mondland erwacht,
Aus blauen Strahlen erfrorener Lust,
Rauhreif war um meine starre Brust.
Auf schwarzen Wassern kreiste ich,
Ein trunkener bleicher Schwimmer,
Sank und stieg,
Wollte zerfließen,
Und sehnte mich immer,
Bis wir zusammenstießen.
Oh dein Blut! Dein liebender Strom!
Es glüht über uns ein seliger Dom,
Hundert Orgeln zärtlich singen:
Gib deine Hand! Wir wollen schwingen!
Wir hauchen, sprühen und fluten zusammen,
Wir sind Flügeltürme und Purpurflammen,
Lodern empor in den ewigen Sonnenlauf,
Der neue Tag geht mit uns auf!

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