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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Oser, Willy: Die Entschleierung der Wahrheit: Deckengemälde in der Schlossbibliothek zu Mannheim vom Lambert Krahe
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0046

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DIE ENTSCHLEIERUNG
DER WAHRHEIT

WILLY OSER
DECKENGEMÄLDE IN DER SCHLOSSBIBLIOTHEK
ZU MANNHEIM VON LAMBERT KRÄHE

C>ert Krähe (Krähe), der eigentlidre Begründer der Düsseldorfer Akademie,
konnte sich nach den von ihm im allgemeinen bekannten Gemälden (vor
allem den Ölbildern) keines allzu groben Rufes als Künstler erfreuen. Den-
noch beruht die zum Teil recht sdrroffe Ablehnung seines Schaffens meist auf der
Unkenntnis seines besten Bildes, das als großes Deckengemälde den prächtigen
Bibliotheksaal des Schlosses zu Mannheim ziert und die »Entschleierung der
Wahrheit den Künsten und Wissenschaften durch die Zeit« darstellt. Wir haben
es hier mit einem Werke zu tun, das nicht etwa nur durch seine interessante Kom-
position oder seine eigenartige Farbe, also rein künstlerische Gesichtspunkte,
besonderen Wert besitzt; in ihm ist eine hohe, geistige Idee Symbol geworden,
der auch gerade unsere Zeit neue Erkenntnis und Liebe entgegenbringt. Audi
Friedrich Schiller, der in seiner Mannheimer Zeit in dem Bibliotheksaale öfter
weilte, dürfte sich besonders für seine »Künstler« und »das verschleierte Bild zu Sais«
im Anblick des Kraheschen Bildes anregend berührt gefühlt haben. Wenn man
nun darüber erstaunen könnte, wie Krähe zu einer solchen, für seine Zeit auch mit
einer gewissen Kühnheit gelösten Idee gelangte, so dürfte eine der schlagendsten
Erklärungen wohl die ganze Sphäre sein, in die hinein das Bild gestellt und aus
der es auch zweifellos geboren wurde. Mannheim, das seinen Wiederaufbau
nach der Zerstörung durch die Franzosen im Orleansschcn Raubkrieg dem Kur-
fürst Johann Wilhelm verdankt (sein Aufschwung datiert jedoch erst unter die
Regierungszeit Karl Philipps, der es zu seiner Residenz auserkor), war schon im
Jahre 1608 unter ganz neuen, damals in Deutschland noch unerhört freiheitlichen

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