WINDIGE NACHT
WILHELM VON SCHOLZ
(* 15. Juli 1874 in Berlin)
Um des Zimmers schattende Wände
weht Wind, rauscht Regen, jagt wolkige Nacht.
Im Wind sind Hände.
Sie gießen Tropfenketten gegen die Scheiben,
werfen Läden, greifen Geäst,
streifen Stein, reißen am Regenblech,
rütteln am Haus,
bis alles Traumlicht aus
und der Traum mit sich ins Dunkel erwacht,
fassen dem Wehen ins Haar, halten fest,
werden mitgerissen, sind fort.
Die Wände stehen
um Zimmer und Bett,
Wärme und Zeit,
Ruhen und Einsamkeit
in dem Erdüberwehen.
Wolken, Feld, Wald, Land
fliegen draußen vorbei,
werfen nach dem Traum den Windesschrei;
aber sie können nicht durch die Wand.
Nur von Fenster zu Fenster fliegt’s über mich hin
grau — dunkel — schwarz — hell —
gejagte Schatten,
atemlang stiller an meinem Kissen
und hinter dem Glas wieder mitgerissen
mit Wolken, Wind, Land
hell — schwarz — grau — dunkel
schließt sich die Wand.
564
WILHELM VON SCHOLZ
(* 15. Juli 1874 in Berlin)
Um des Zimmers schattende Wände
weht Wind, rauscht Regen, jagt wolkige Nacht.
Im Wind sind Hände.
Sie gießen Tropfenketten gegen die Scheiben,
werfen Läden, greifen Geäst,
streifen Stein, reißen am Regenblech,
rütteln am Haus,
bis alles Traumlicht aus
und der Traum mit sich ins Dunkel erwacht,
fassen dem Wehen ins Haar, halten fest,
werden mitgerissen, sind fort.
Die Wände stehen
um Zimmer und Bett,
Wärme und Zeit,
Ruhen und Einsamkeit
in dem Erdüberwehen.
Wolken, Feld, Wald, Land
fliegen draußen vorbei,
werfen nach dem Traum den Windesschrei;
aber sie können nicht durch die Wand.
Nur von Fenster zu Fenster fliegt’s über mich hin
grau — dunkel — schwarz — hell —
gejagte Schatten,
atemlang stiller an meinem Kissen
und hinter dem Glas wieder mitgerissen
mit Wolken, Wind, Land
hell — schwarz — grau — dunkel
schließt sich die Wand.
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