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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Hartlaub, Gustav Friedrich; Richard, Hans: Badische Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0718

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BADISCHE KERAMIK

VORBEMERKUNG:
Zwei Ausstellungen haben Anlaß gegeben, der neuzeitlichen keramischen
Produktion in Baden erhöhte Aufmerksamkeit zu widmen: Die erste
fand im vergangenen Jahre in der Badischen Kunsthalle zu Karlsruhe
statt und gab einen Überblick über die im Lande zerstreuten, in Karlsruhe
konzentrierten schaffenden handwerklichen und künstlerischen Kräfte. Die
zweite Ausstellung ist zur Zeit in den Räumen der Städtischen Kunsthalle
in Mannheim zur Schau gestellt und beschränkt sich auf die Vorführung der
höchsten Individualleistungen eines Max Läuger, neben denen Beispiele
der Massenware der Karlsruher Majolikamanufaktur zwar die Schattenseiten
dieser industriellen Verwertung schonungslos zur Kenntnis bringen, anderer*
seits aber doch Möglichkeiten einer mit dem Bau verbundenen Großkeramik
aufzeigen. Die nachstehende Betrachtung kann sich mit Fug und Recht be*
schränken auf die Analyse des Läugerschen Kunstschaffens, das in der Sub*
tilität der Wirkung, wie in der zauberhaften Beherrschung der Technik in
Deutschland und darüber hinaus einzigartig ist; sodann aber auf die Dar*
Stellung des Entwicklungsgangs der Großherzoglichen Majolikamanufaktur,
die gerade in diesem Augenblick ihre gesamte Produktion einer gründ*
liehen Revision unterwirft und entschlossen durch die Heranziehung hand*
werklicher und künstlerischer Kräfte neue Wege sucht. Es ist ihr gelungen,
die Tätigkeit Läugers ihrem Unternehmen einzugliedern und damit den
erlesenen Werken dieses Keramikers neue und breite Absatzmöglichkeiten,
sich selbst aber künstlerische Bereicherung und Ausbreitung zu sichern.
Von Bedeutung wird sein, die an verschiedenen Stellen im Lande noch
geübte handwerkliche Töpferkunst" — im Odenwald, am Neckar, im Schwarz*
wald und im badischen Oberland — zu erhalten und sie vor industriellen,
neuzeitlichen Einwirkungen zu bewahren. Nur zu oft hat die Industrie diese
Handwerker, in denen noch eine gesunde Tradition weiter wirkte, auf*
geschluckt; das Umgekehrte wäre zu wünschen, daß der gute, tüchtige Hand*
werksgeist sich schützend vor die Produktion stellt.
In Staufen, Villingen, am Bodensee sind solche Töpfermeister noch tätig. Schade, daß die Tonwerke in Kan*
dem, die früher unter Läugers befruchtender Leitung standen, den Weg der guten Handwerkskunst ganz ver*
lassen haben. Das Ehepaar Huber*Roethe, das die früher von Glatz geleitete Töpferei übernahm, hat manche
tüchtige Leistung herausgebracht. Auch dem Töpfer Schatz in Konstanz gelangen anfänglich verheißungsvolle
Proben. Am Bodensee (in Uberlingen) haben neuerdings 1. und L. von Gontard eine Keramische Werkstätte
eingerichtet. Auch in Karlsruhe sind noch einzelne Keramische Betriebe entstanden (Dr. Bär; Seebald; Frl.
Amend in Ettlingen). — Eine Ausnahmestellung innerhalb der badischen Keramik besonders nach der tech*
nischen Seite nimmt Prof. Kornhas ein, der das keramische Atelier der ehemaligen Kunstgewerbeschule leitete
und besonders komplizierte und seltene Glasuren zustande brachte.

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