UNTER DORN UND WILDER
GEBÄRDE DAS HELLE HERZ
BALDUIN REICHENWALLNER
O, wer weib es, wer Ich vor diesem Leben war,
dab also wirr und kraus der Knäuel böser Launen
und unlösbar
mein Hirn durchwucherf! Heimlich raunen
mir schlimme Triebe, deren Ursprung fern
im Nebel wurzelt, ihren Teufelsrat:
„Stör’ fremdes Glück! Mach dich zum Schicksalsherrn!
Verwirre, was klar! Zwing’ andre, zu tun deine Tat!
Du leidest. Lab auch sie unfroh sein,
grämlich, verstört! Ändere deine Entschlüsse!
Dann wissen auch sie nicht aus und ein.
Der Schwache fragt deinen Wink, wie er handeln müsse.
Und den, der eine Freude heimlich für dich erdadit,
lab fühlen, nur ihr Gegenteil hätte dich froh gemacht!
Spiegle die Unschuld in deinem düsteren Blut,
dab sie Schuld, niegedachte, erkennt!
Keiner ist gut,
den dein Wille nicht so benennt.“ —
Widerspruch bin ich, suche mir überall Qual, quäle
alle die, so mich lieben. Will nicht geliebt sein. Wähle
Unrast statt heiteren Glücks. Böse, böse Begier
lebt und flackert in mir.
Ach, und dennoch sehne ich midi nach Liebe so sehr,
dab ich nicht länger mehr
leben kann in der Hölle, die nicht ihr siibcr Hauch mir durchweht.
Du Geliebte! Ich spielte mit dir manch lästerlich Spiel.
Prüfung war alles für dich und mich. Es gerät
nichts uns zum Heil. Im Dunkel tasten wir fort nach leuchtendem Ziel.
Aber du bist mild wie ein gütiges Kind.
Schmerzend drängt sich hervor mir die Träne schamhafter Reue.
Dein Streicheln ist mutterlind,
siegreich deine unendliche Treue.
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GEBÄRDE DAS HELLE HERZ
BALDUIN REICHENWALLNER
O, wer weib es, wer Ich vor diesem Leben war,
dab also wirr und kraus der Knäuel böser Launen
und unlösbar
mein Hirn durchwucherf! Heimlich raunen
mir schlimme Triebe, deren Ursprung fern
im Nebel wurzelt, ihren Teufelsrat:
„Stör’ fremdes Glück! Mach dich zum Schicksalsherrn!
Verwirre, was klar! Zwing’ andre, zu tun deine Tat!
Du leidest. Lab auch sie unfroh sein,
grämlich, verstört! Ändere deine Entschlüsse!
Dann wissen auch sie nicht aus und ein.
Der Schwache fragt deinen Wink, wie er handeln müsse.
Und den, der eine Freude heimlich für dich erdadit,
lab fühlen, nur ihr Gegenteil hätte dich froh gemacht!
Spiegle die Unschuld in deinem düsteren Blut,
dab sie Schuld, niegedachte, erkennt!
Keiner ist gut,
den dein Wille nicht so benennt.“ —
Widerspruch bin ich, suche mir überall Qual, quäle
alle die, so mich lieben. Will nicht geliebt sein. Wähle
Unrast statt heiteren Glücks. Böse, böse Begier
lebt und flackert in mir.
Ach, und dennoch sehne ich midi nach Liebe so sehr,
dab ich nicht länger mehr
leben kann in der Hölle, die nicht ihr siibcr Hauch mir durchweht.
Du Geliebte! Ich spielte mit dir manch lästerlich Spiel.
Prüfung war alles für dich und mich. Es gerät
nichts uns zum Heil. Im Dunkel tasten wir fort nach leuchtendem Ziel.
Aber du bist mild wie ein gütiges Kind.
Schmerzend drängt sich hervor mir die Träne schamhafter Reue.
Dein Streicheln ist mutterlind,
siegreich deine unendliche Treue.
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