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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Däubler, Theodor: Kosmisches Kind
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0140

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THEODOR DÄUBLER
KOSMISCHES KIND
O Mensch, du trägst die Sterne durch Gedulden!
Dein podiend Herz verknüpft sich Himmelscharen,
Der Mund wird ihr Ergeislern offenbaren:
Die Urruhe geschieht in Schlummermulden.
Des Menschen Herz beflügelt sich mit Feuer!
Du Eigentum der Sterne, lebst den Himmel,
Du bist die Einfachheit im Lichtgewimmel:
Der Sanfte hält das Weltnadhtungeheuer.
In unsern Seelen bergen sich die Sterne:
Sie können schimmern, dürfen lieben, leiden;
Ein Ich versammelt sie zu Freundschaftseiden:
Vereinte Freude überflügelt Ferne.
Warum der Sternenkranz so angsthaft flimmert?
Du fragst darum? Er glimmt auf Weifenscherben!
Die Flammenhasf birgt tödliches Verderben:
Die Sterne sind um deinen Schlaf bekümmert.
Die Weltgeborgenheit ist Kindesschlummer!
In ihm verweht das Sterben, nebelt Leben.
Das Wunder: Schlummer! Zwischen Slernen-Schweben
Befriedigt Sonnen, macht uns zukunftsstummer.
Dem junggebornen Monde gleicht ein Kindelein,
Noch birgfs der Nächte Samt im Mufterscho^e.
Sein Glimmdhen schwimmt im Sdhlummerflussesflo^e;
Doch träumt es nicht in Mondes Silberwindelein.
Der Mond vermocht es, Eltern zu bescheren:
Nun hafs schon unsichtbare Seidensachen;
Es krümmt zur Sichel sich und auch zum Nachen,
Um sich als Wanderer zum Tod zu kehren.
Die Milch vom Vollmonden schwillt Mufferbrüste!
An ihnen wird das Kind zu sich gelangen,
Durch Mondeshuld den Trunk, sein Hemd empfangen:
Dem Weltgeliisfe sfernf die Weibesbüste.

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