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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Mahrholz, Werner: Hermann Geibel
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0113

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Beobachtung zur Verwirklichung seines inneren Traumes. Von frühen Studien
abgesehen gibt es denn auch im ganzen Werk des Bildhauers Geibel eigentlich
kein einziges Stück, das als blol^e Naturnachbildung, als Impression zu bezeichnen


wäre: die innere Melodie eines Aktes, eines Tieres, eines Kopfes ist immer zuerst
da und bildet dann aus optischen Eindrücken von Bewegungen und Formen das
künstlerische Ganze. In diesem sehr weiten Sinne, dab die künstlerische Totalität
zuerst konzipiert ist, ehe die Naturgestaltung beginnt, gehört Geibel zum Expres-
sionismus — nur dab er dessen naturfeindliche Tendenzen nicht teilt, sondern die
Naturform im Gegenteil stets gegenwärtig hat und zu seinen Zwecken beherrscht,
nach seinem inneren Gesicht umbildet.
Geibel begann mit Tierplastiken. Etwa im Sinne Gauls ganz aufs Wesentliche
gehend, schuf er in verschiedenem Material kleinere und gröbere Tierplastiken,
von denen che sdiönsten wohl die Raubtiere: der kleine Terrakotta-Luchs, der
bronzene Löwe, der bronzene Panther sind. In diesen Plastiken ist das Wesentliche
dieser Tiere: die lauernde Sdiärfe des Luchses, die gespannte, kaum gezügelte
Kraft des Löwen, die Unrast des Panthers unmittelbar in plastischer Form, in
Bewegung von kubischen Massen und das Spiel von Licht und Schatten auf die
 
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