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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Mahrholz, Werner: Hermann Geibel
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0117

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und so entstehen Plastiken, deren Reiz ebenso sehr auf der handwerklichen
Gediegenheit der Materialausnußung (besonders bei den Holzplastiken und bei den
vergoldeten Bronzen, Geibels eigentlicher Stärke, ist das zu spüren), wie auf der

HERMANN GEIßEL


von jeder Ansicht her geschlossenen und beschwingten Grazie der Formen, wie
endlich auf der seelischen Zartheit und Reinheit beruht, mit der Geibel seine Akte
anschaut. Es ist — am Rande bemerkt — kein Zufall, daß dieser Bildhauer der
feinen formalen Harmonie das Porträt und den Männerakt bis jeßt verhältnismäßig
wenig pflegt. Manchmal, in den weniger gelungenen Stücken, streift Geibel —
darin der Gefahr jedes Klassizismus erliegend — eine gewisse Süße in Formgebung
und Empfindung. Daneben finden sich kleine Bizarrerien, so die manchmal ver-
blasene Behandlung der Füße und die Überdickung der Arme bei seinen weiblichen
Gestalten.
Das Tier, die bewegte und ruhende weibliche Figur, beides als dekoratives
Element eines Raumes wie als freie Plastik mit Geschmack und vielem Sinn für
Harmonie der inneren und äußeren Bewegung behandelt — das ist es, was den
Plastiker Geibel, wie er sich heute vorstellt, auszeichnet und charakterisiert. Mit
weiser Beschränkung müht sich sein Lyrismus um kleines Format; in der Folge

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