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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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„Schönheit“ nannte. Worunter er dann im allgemeinen
eigentlich nur eine Form des Genusses verstand, weil
ihm die Popularisatoren immer wieder verbohrterweise
einreden, was der geistige Arbeiter durch Mühe, Qual
und Opfer lebten Grundes dodr nur für die zu gleidrer
Mühe, Qual und Opfern Fähigen und Bereifen sdrafft,
könne man mühelos zu sich nehmen wie eine Fleisdr-
speise oder ein Fischgericht.
Die grundsäbliche Wesensverschiedenheit des geistigen
Arbeiters ist es aber doch wohl, daß er genau um-
gekehrt organisiert ist. Je heftiger und angespannter,
je befähigter und schöpferischer er in seiner Arbeit
steht, desto leidenschaftlicher hängt er an seiner Ar-
beit, desto mehr ist ihm seine Arbeit bis zur kind-
lichen Unterschätzung aller anderen Weltfaktoren das
Hödisfe auf der Welf überhaupt, desto weniger andere
Reize und Vergnügen als seine Arbeit vermag ihm
die Welf zu bieten. Und bei allem Neid auf die
körperliche Arbeit, oft sehr bitterem Neid, hat der
geistige Arbeiter fast durdrweg eine Abneigung gegen
die körperliche Arbeit bis zur absoluten Unfähigkeit,
das geringste Handwerklidrc zu verrichten. Daß die
jetzige junge intellektuelle Welt mit ihrer Neigung zum
Sozialismus stark dazu neigt, den körperlidien Arbeiter
als den idealen Flclden auf den Sdiild zu heben,
liegt in keinem verwandten Gefühl begründet — so
sehr das gemeinsame Proletariat auch ein soldies
vorzutäuschen sdieinf — sondern eben in diesem
Neide und in dieser Unfähigkeit.

Ist man also eine so unglücklidre Natur, daß man
sidi selbst und alle Dinge nidit mehr mit individueller
Begeisterung, sondern mit sehr merkwürdiger Ob-
jektivität ansdrauen mu|, so fragt man sich immer
wieder, was an dem Versuche der Verbrüderung
zwisdien Intellektuellen und Volk nun natürlich und
widernatürlich ist. Und man kommt zu der An-
nahme einer Widernatürlichkeit und Nervenüberreizung.
Die Intellektuellen sind durchaus nicht die geistigen
Führer des Volkes, das Volk bedankt sidi immer
wieder mit Rcdrf für diese Zumutung, kreuzigt oder
lacht besten Falles, wie ida es in vielen Berliner
Versammlungen mit vollem Verständnis habe lachen
hören. Die Intellektuellen sind ein Ausnahmefall, alle
Versuche, sie mit der Regel zu versöhnen und die
Regel mit ihnen, sind hödrsf kindliche Versuche, die
sidi eben nur durch das geistige Mißverständnis er-
klären. Wenn das Volk reif und klug und mcnsch-
(idr genug ist, die Intellektuellen zu tolerieren, so
hat es damit eine Höchstleistung vollbradit, für die
man ihm Anerkennung und Dank wissen muß. Eine
Höchstleistung, die eben wie gesagt audr Klugheit sein
kann. Denn es wäre Torheit, sidi darüber täuschen
zu wollen, daß von Grund aus keinerlei Neigung zu
solcher Toleranz besteht, daß sich das Mißverständnis
nidit, wie immer behauptet, aus einem mangelnden
Versuche gegenseitigen Verstehens ergibt, sondern
vielmehr aus einer völligen und natürlichen Unmöglich-
keif des Verstehens.

EINGELAUFENE BÜCHER, ZEITSCHRIFTEN, MUSIK
Die Schriftleitung behält sidi eine Besprechung in jedem einzelnen Falle vor.-

PAUL GAUGUIN, BRIEFE AN GEORGE-DANIEL
DE MONFREID. Mit einer Einleitung von Victor Segalen.
Mit 16 Abbildungen. Gustav Kiepenheuer Verlag Pots-
dam 1920.
ALBERT GLEIZES, DU CUBISME ET DES MOYENS
DE LE COMPRENDRE. Edition La Cible, Paris,
13 rue Bonaparte Paris.
DANIEL HENRY, DER WEG ZUM KUBISMUS.
Mit 47 Zinkätzungen und 6 Gravüren. München, Delphin-
Verlag.
THEODOR HOSEMANN, EIN ALTMEISTER BER-
LINER MALEREI VON LOTHAR BRIEGER. Del-
phin-Verlag, München.
MAX SLEVOGT, SCHERZ UND LAUNE. Max
Slevogt und seine Gelegenheitsarbeiten. Text von Johannes
Guthmann. Paul Cassirer, Verlag, Berlin.
KONSTANTIN UMANSKIJ, NEUE KUNST IN
RUSSLAND 1914-1919. Vorwort von Dr. Leopold Zahn,
mit 54 Abbildungen. Gustav Kiepenheuer Verlag, Pots-
dam. Goltzverlag, München.
*

BÖ THIN RA, das Budi vom lebendigen Gott. Verlag
der weißen Bücher, Leipzig, geb. 10.— Mark.
FRIEDRICH BURSCHELL, BRIEFE AN EINEN
KÜNSTLER. Die neue Reihe, Rolandverlag, München.
DIE DICHTUNG. Herausgegeben durch Wolf Przygode.
Beiträge von Baudisch, Baum, Blaß, Borchardt, Brand,
Cumpert, Gütersloh, von Haßfeld. Herrmann, Fleynicke,
Kaiser, Kasack, Kornfeld, Kronberg, Kulka, Lichtenstein,
Lorenz, Loß, Loerke, Mann, Rilke, Sack, Schnack, Stadler,
Trakl, Treuge, Urzidil. Rolandverlag, München.
OTTO FLAKE, DIE FÜNF HEFTE. Rolandverlag,
München.
H. L. FOLLIN, L’ELITE OUI NE VIENT PAS.
Publications periodiques de L’Ordre Naturei. Paris Rue
Feydeau 18.
ANATOLE FRANCE, EINE WELTGESCHICHTE.
Musarionverlag, München.
MAX KRELL, ENTFÜHRUNG, mit Lithographien von
Carl Gunsdimann. Die Dachstube Darmstadt.
HEINRICH MANN, DIE EHRGEIZIGE. Roland
Verlag, München.

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