Kontakts von Kunst und Volk (schon in der Volksschule).
3. Umwandlung der Museen aus kunsthistorischen
Bildungsanstalten und Begräbnispläßen toter Kunst
zu Stätten lebendigen Kunstgeschehens. Säuberung
der Museen von allen Werken, deren Lebensfähigkeit
gesdrwunden ist. Verwendung des daraus sidi ergebenden
Raumgewinnes zugunsten der Werke lebender Kunst.
4. Erhöhung der bisher für Kunst aufgewandten
öffentlidren Mittel und bestimmenden Einfluß der
Künstler bei ihrer Verwendung.
Inzwischen hat sie es sidi besonders angelegen sein
lassen, durch positives Wirken einer freiheitlichen
Kunstpflege zu dienen. Durch eine große Anzahl von
künstlerischen Veranstaltungen, Konzerten, literarischen
Abenden, Ausstellungen hat sie entscheidenden Einfluh
auf das Kunstleben der Stadt gewonnen. Im vorigen
Jahre wurden 20 Veranstaltungen von hohem künst-
lerischen Niveau und ohne Konzessionen an ein breites
Publikum oder Modeströmungen gebracht. Bemerkens-
wert ist die Höhe der Mitgliederzahl (über 800) unter
diesen Umständen, die wohl hauptsächlich darauf
zurückzuführen ist, daß die Gesellsdiaft alles vermied^
was ihr den Charakter eines Vereins im üblichen Sinne
mit Satzungen gegeben hätte. Die Leitung liegt
in Händen einiger junger Mensdien, die in selbstlosester
Weise und von streng künsflerisdien Gesichtspunkten
aus zu wirken sich bemühen.
DAS ICH LIND SEIN VATERLAND. Meisterlich
wird es gehandhabt, dieses Ich, diese rätselhaite Struktur
der Persönlichkeit, dieses Sammelbecken unzähliger
Schwingungen aus dem Weltenraum. Pol zuglekh in
der Erscheinungen' Flucht, und wieder ein Aufbau
unruhigster Dissonanzen, ein Abbild aus dem taumelnden
Gewoge millionenfacher Zwiespältigkeit. Ein Dokument
der Geseße, daß das Seelenleben aus ersten Menschen-
anfängen zeitlos sidi durchringe in der Entwicklung
eines einzigen Individuums — dort ein Fanal der über
allen Bindungen und Formulierungen erhabenen Un-
löslichkeit der Welteinströme.
Meisterlich verschwenden tausend Gehirne stetige
Denkprozesse und traumhaft packende Eingebungen
an dem Wesen dieses Ich. Es wird zergliedert und
seziert, wird Versuchen unterworfen, die in Beweis und
Ergebnis ansdiwellend dicke Bände füllen, die in dumpfen
Stuben und weiten Hallen die Schichtung der Probleme
als Fanfaren von Jericho verkünden.
Meisferlidi ragt es auf, dieses Ich, hier als Forderung
gigantischen übermenschenfums, dort als Reihenglied
— hier vollbewerfet nach erlesenster Züchtung —
dort zum Brei gleicher Massen zerknetet. Und dodi:
immer Aufschrei — immer Beanspruchung. Immer ein
Hinausschleudern, ein triumphierendes Mal, ein fordernd
Mab der Selbsfbewertung an totem und lebendigem
Dasein.
Meisterlich also der Blidc in das Innere und das Ge-
fühl, Gabe zu sein für irgend ein Rätsel der Ewig-
keiten — Symbol für Bruderstämme — Gleichnis in
der Entwicklung zu schattenhaft umrissener Vollendung.
Das Idr ist Fackelträger, Lichtberufener. Seine Brände,
zur Höhe geschlungen, und durch der Generationen
Folge in der Helle zündender Vernichtungeft. gemehrt,
bilden das Werkmaß der Kultur. Sehbar im Abglanz
als Welfenlichferschein, aber doch: jene sind Träger,
jene, wir und die Seele jedes Einzelnen.
Meisterlich also für Kunst, für jene Metamorphosen,
die ohne Entwicklung sind und mit den Jahrhunderten
als Spielball ihrer Prophezeiungen umgehen. Auch für
Philosophie, für bizarre Auseinanderseßungen träumen-
der Wissensdiaff um das Ringen nadi Thermometer-
graden der Logik.
Aber: kläglich bei der Einstellung in die Welt, in die
Härte umgebender Wirklidikeif, in den Tumult der
Gassen. Da, wo der Erde krasses Dasein brütet, wo
die Sdiicksale der Mensdien gebildet und zertreten
werden, wo ein Gefüge breit sidi erhebt als Zusammen-
schluß zu jener Gemeinsdiaft, die nicht in der Seele
Abgründe, sondern in dem Bau der Steine zu Häusern
lagert, — da versagt dies meisterliche Idi — versagt
wie die Gebilde der Atome vor den Messern der
Wissenschaft.
Denn es ist vaterlandslos und ohne starke Gesdiidite.
Wurzelt nur in der Potenz eigenumsdiriebener Größe.
Brandet ewig in küstenlosen Meeren, und das Mal
seines Bewußtseins ist ohne Zusammenhang mit den
Gesdiehnissen. Seine Brände sind die eines Vulkans,
sidi selbst zerfressend in steiler Wucht, sind Meteore,
glühende Korallen, ein Tiegel mit der unmenschlichsten
Wärme: Verdammnis zum Frieren.
Weil vaterlandslos.
Und wenn die harte Faust der Tagstrudel sie anfaßt,
wenn sie auf Pflaster der Straße hingestellt werden,
wenn der Augenblkk erwadit, der die Einsperrung
ihrer geschmiedeten Promefhiden zu elender Not über-
führt; wenn an die Tagestüren ihres täglichen Brotes
wieder und wieder der harte Griff pochend wirbt, den
das zerfleischende Geschehen des Kampfes um Ehre,
Boden und ‘Dasein führt:
Da erwachen sie zur Blindheit, erwachen zu fragisdi-
sfem Sturze aus der Verschwendung ihrer Gaben.
Taumeln zurück vor den Begriffen von der Selbsfver-
sfändlichkeif früher Kinderjahre. Tragen Maskenzüge
246
3. Umwandlung der Museen aus kunsthistorischen
Bildungsanstalten und Begräbnispläßen toter Kunst
zu Stätten lebendigen Kunstgeschehens. Säuberung
der Museen von allen Werken, deren Lebensfähigkeit
gesdrwunden ist. Verwendung des daraus sidi ergebenden
Raumgewinnes zugunsten der Werke lebender Kunst.
4. Erhöhung der bisher für Kunst aufgewandten
öffentlidren Mittel und bestimmenden Einfluß der
Künstler bei ihrer Verwendung.
Inzwischen hat sie es sidi besonders angelegen sein
lassen, durch positives Wirken einer freiheitlichen
Kunstpflege zu dienen. Durch eine große Anzahl von
künstlerischen Veranstaltungen, Konzerten, literarischen
Abenden, Ausstellungen hat sie entscheidenden Einfluh
auf das Kunstleben der Stadt gewonnen. Im vorigen
Jahre wurden 20 Veranstaltungen von hohem künst-
lerischen Niveau und ohne Konzessionen an ein breites
Publikum oder Modeströmungen gebracht. Bemerkens-
wert ist die Höhe der Mitgliederzahl (über 800) unter
diesen Umständen, die wohl hauptsächlich darauf
zurückzuführen ist, daß die Gesellsdiaft alles vermied^
was ihr den Charakter eines Vereins im üblichen Sinne
mit Satzungen gegeben hätte. Die Leitung liegt
in Händen einiger junger Mensdien, die in selbstlosester
Weise und von streng künsflerisdien Gesichtspunkten
aus zu wirken sich bemühen.
DAS ICH LIND SEIN VATERLAND. Meisterlich
wird es gehandhabt, dieses Ich, diese rätselhaite Struktur
der Persönlichkeit, dieses Sammelbecken unzähliger
Schwingungen aus dem Weltenraum. Pol zuglekh in
der Erscheinungen' Flucht, und wieder ein Aufbau
unruhigster Dissonanzen, ein Abbild aus dem taumelnden
Gewoge millionenfacher Zwiespältigkeit. Ein Dokument
der Geseße, daß das Seelenleben aus ersten Menschen-
anfängen zeitlos sidi durchringe in der Entwicklung
eines einzigen Individuums — dort ein Fanal der über
allen Bindungen und Formulierungen erhabenen Un-
löslichkeit der Welteinströme.
Meisterlich verschwenden tausend Gehirne stetige
Denkprozesse und traumhaft packende Eingebungen
an dem Wesen dieses Ich. Es wird zergliedert und
seziert, wird Versuchen unterworfen, die in Beweis und
Ergebnis ansdiwellend dicke Bände füllen, die in dumpfen
Stuben und weiten Hallen die Schichtung der Probleme
als Fanfaren von Jericho verkünden.
Meisferlidi ragt es auf, dieses Ich, hier als Forderung
gigantischen übermenschenfums, dort als Reihenglied
— hier vollbewerfet nach erlesenster Züchtung —
dort zum Brei gleicher Massen zerknetet. Und dodi:
immer Aufschrei — immer Beanspruchung. Immer ein
Hinausschleudern, ein triumphierendes Mal, ein fordernd
Mab der Selbsfbewertung an totem und lebendigem
Dasein.
Meisterlich also der Blidc in das Innere und das Ge-
fühl, Gabe zu sein für irgend ein Rätsel der Ewig-
keiten — Symbol für Bruderstämme — Gleichnis in
der Entwicklung zu schattenhaft umrissener Vollendung.
Das Idr ist Fackelträger, Lichtberufener. Seine Brände,
zur Höhe geschlungen, und durch der Generationen
Folge in der Helle zündender Vernichtungeft. gemehrt,
bilden das Werkmaß der Kultur. Sehbar im Abglanz
als Welfenlichferschein, aber doch: jene sind Träger,
jene, wir und die Seele jedes Einzelnen.
Meisterlich also für Kunst, für jene Metamorphosen,
die ohne Entwicklung sind und mit den Jahrhunderten
als Spielball ihrer Prophezeiungen umgehen. Auch für
Philosophie, für bizarre Auseinanderseßungen träumen-
der Wissensdiaff um das Ringen nadi Thermometer-
graden der Logik.
Aber: kläglich bei der Einstellung in die Welt, in die
Härte umgebender Wirklidikeif, in den Tumult der
Gassen. Da, wo der Erde krasses Dasein brütet, wo
die Sdiicksale der Mensdien gebildet und zertreten
werden, wo ein Gefüge breit sidi erhebt als Zusammen-
schluß zu jener Gemeinsdiaft, die nicht in der Seele
Abgründe, sondern in dem Bau der Steine zu Häusern
lagert, — da versagt dies meisterliche Idi — versagt
wie die Gebilde der Atome vor den Messern der
Wissenschaft.
Denn es ist vaterlandslos und ohne starke Gesdiidite.
Wurzelt nur in der Potenz eigenumsdiriebener Größe.
Brandet ewig in küstenlosen Meeren, und das Mal
seines Bewußtseins ist ohne Zusammenhang mit den
Gesdiehnissen. Seine Brände sind die eines Vulkans,
sidi selbst zerfressend in steiler Wucht, sind Meteore,
glühende Korallen, ein Tiegel mit der unmenschlichsten
Wärme: Verdammnis zum Frieren.
Weil vaterlandslos.
Und wenn die harte Faust der Tagstrudel sie anfaßt,
wenn sie auf Pflaster der Straße hingestellt werden,
wenn der Augenblkk erwadit, der die Einsperrung
ihrer geschmiedeten Promefhiden zu elender Not über-
führt; wenn an die Tagestüren ihres täglichen Brotes
wieder und wieder der harte Griff pochend wirbt, den
das zerfleischende Geschehen des Kampfes um Ehre,
Boden und ‘Dasein führt:
Da erwachen sie zur Blindheit, erwachen zu fragisdi-
sfem Sturze aus der Verschwendung ihrer Gaben.
Taumeln zurück vor den Begriffen von der Selbsfver-
sfändlichkeif früher Kinderjahre. Tragen Maskenzüge
246