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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Dülberg, Franz: Willem van Konynenburg oder der Beruf zur Antike
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0286

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der Gegensaß zwischen den unschuldig biegsamen Leibern und den eckig
abstehenden Spielgewändern zur Wirkung gebracht.
Eine zweite nicht minder wesentliche Gattung der Werke Konynenburgs labt sidi
unter dem Zeichen Dantes betrachten; wie heiß der Künstler mit der Gestalt des
Florentiners gerungen hat, zeigt ein ins Grobe und Geometrische gezogenes, von
schonungsloser Charakteristik erfülltes Danteprofil auf hellem, ausgespartem
Grunde. Vor allem gehört in diese Reihe der grob angelegte und leidenschaftlich
sprechende Kreuzigungsentwurf: der unter kristallenem Lichtschlag stehende,
ähnlich wie auf einem dem Botticelli verwandten Münchener Grablegungsbild bart-
lose Christusjüngling, braun und schlank, ist ein Bild stirer, nerviger erster Leiden-
schaft, dem selbst die in Krampf auseinander gezerrten Zehen nichts von seinem
metallisch glänzenden Frühlingsreiz nehmen können. Wer da will, mag in der
etwas schematisch aufgebauten Gruppe der Leidtragenden den Einfluß Toorops
erspüren.
An Dantes eigenste Zeit knüpfen ein paar grobe Zeichnungen an, auf denen wir
etwa einen Ritter mit einer Frau auf künstlich aufgezäunten Pferden vor türme-
reicher mittelitalienischer Stadt oder zwei andere adlige Reiter mit mageren ernsten
Zügen und perückenartigen Locken gespannten Blickes in einer parkettierten Halle
ansprengen sehen. Den höchsten Adel des Reitertums verkörpert auch für Konynen-
burg der heilige Georg, dem der Künstler in einem seiner verhältnismäßig
nicht sehr zahlreichen ausgeführten Ölbilder ein rolandhaft starkes Denkmal
geseßt hat. Die Tat des als träumendstolzer Knabe aufgefaßten, auf feierlich
sdrreitendem Rosse sißenden Heiligen ist an felsiges Meeresufer verlegt, wo die
verschiedenen blauen und braunen Töne des Muschelwerks und des Wassers sowie
die spißenFelskristalle desHintergrundeszu den verlockendsten kleinen malerischen
Festlichkeiten Gelegenheit geben.
Den gewaltigen Formbildner und Raumbeherrscher Konynenburg, dessen ruhiges
Abmessen des Schlachtfeldes uns zuweilen an Adolf Hildebrand denken läßt, lernen
wir besonders in einem ziemlich frühen, stofflidr aber auf die Urzeiten zurück-
gehenden großen Gemälde kennen, das einen krokodilähnlichen Drachen und eine
adlerköpfige Schlange fest ineinander verbissen zeigt. Ein Sdierzo neben diesem
gewaltigen Maestoso bedeutet das zierlich schlanke Flamingobild, wo der wirbelnde
Rhythmus des Flügelkreisens die ganze Fläche in Aufregung erhält.
Daß ein so bewußt und herrisch gestaltender Künstler wie Konynenburg auch da,
wo er Bildnisse von Zeitgenossen malt, den Dargestellten gewissen Raum- und
Liniengeseßen unterwirft, ist von vornherein anzunehmen. Seine Art der
Porträtmalerei verfügt über breitere Flächen und kühlere Rundungen als
die bohrende, die Individualität wie in Drähten ausziehende Manier Toorops.
Daß troß dieser Zurückhaltung Wirkungen von bannender Eindringlich-
keit erzielt werden können, zeigt das ganz auf korrekte, spöttisch überlegene

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