wurde es das Hauptstudiumsobjekt der Kunstgeschichte, allenthalben Beeinflus-
sungen festzustellen.“ Man ging von der lächerlichen Meinung aus, daf> etwas
von andern übernommenes geringwertiger sei als „eigenes Gewächs“! In der
INDIEN »VIERKOPFIGE TARA«
X.-XII. Jahrh.
Kunst entscheidet aber nie die — kaum kontrollierbare! — Genesis des
Werkes — diese gehört ins Bereich der Psychologie —, sondern allein die
Bedeutung des Geleisteten. Seine Herkunft ist gleichgültig, soweit der Wert
des Kunstwerks in Frage steht.
Die indische Kunst ist rein sakral, beruht auf dem Kult. Dabei mag Indien einst-
weilen als geographischer Begriff verstanden werden, als das Sammelbecken zwischen
Osten und Westen, die Urzelle zahlloser östlicher und westlicher Möglichkeiten.
Der Inder hat von jeher sich nicht mit der Beschränkung auf die empirisch an-
erkannten Weltgrenzen begnügt. Er suchte die Totalität des Alls zu erfassen
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sungen festzustellen.“ Man ging von der lächerlichen Meinung aus, daf> etwas
von andern übernommenes geringwertiger sei als „eigenes Gewächs“! In der
INDIEN »VIERKOPFIGE TARA«
X.-XII. Jahrh.
Kunst entscheidet aber nie die — kaum kontrollierbare! — Genesis des
Werkes — diese gehört ins Bereich der Psychologie —, sondern allein die
Bedeutung des Geleisteten. Seine Herkunft ist gleichgültig, soweit der Wert
des Kunstwerks in Frage steht.
Die indische Kunst ist rein sakral, beruht auf dem Kult. Dabei mag Indien einst-
weilen als geographischer Begriff verstanden werden, als das Sammelbecken zwischen
Osten und Westen, die Urzelle zahlloser östlicher und westlicher Möglichkeiten.
Der Inder hat von jeher sich nicht mit der Beschränkung auf die empirisch an-
erkannten Weltgrenzen begnügt. Er suchte die Totalität des Alls zu erfassen
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