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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Schulz-Dornburg, Rudolf: Max Thalmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0363

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anrichteten); in der Einsamkeit seines Schaffens wu^te er nichts von jener Weisheit
Das forrntj sich sehr schnell in seinen weiteren Arbeiten: die »Klänge« haben
durchaus persönliches Gesicht, lassen eindringlich genug erkennen, wie ihm das


MAX THALMANN »SYLT«
Zeichnung 1920

Stoffliche immer mehr nur Anregung wird, wie er in der Lösung einer sehr eigenen,
unbeschreiblichen Formgestaltung einfach den tiefsten Ausdruck seines religiösen
Gefühls gibt. Das Kirchliche fällt ab, wird immer weniger katholisdi und ganz
abstrakt. Jedoch ist seine Abstraktion geheimnisvoll sinnlich, nirgend findet sich
eine Spur von Künstelei oder kühler Sachlichkeit. Wärmste Innigkeit, eingefangen
in sehr starkem, ganz persönlichem Rhythmus strömt über uns hin. Die acht Blätter
seiner großen Passion sind völlig aufgelöst in seiner eigenen Gotik: kühn, nirgend
zerrissene Gestaltung des Dramas erfassen Christus und Natur einfach absolut,
ganz neu und ersdiiitternd lebendig.
Josef Eberz galt als Repräsentant religiöser Kunst, in ihm dachte seine Gemeinde
den neuen Weg religiöser Malerei zu sehen; Emil Nolde ist der andere Pfad.
Hier darf man Thalmann, den unbedingt besonderen, nicht übersehen; in ihm ist
ein so unaufhörliches, wahrhaftiges Weiterschreiten, dab er als Name im Raume
sdiwingl und Glocken klingen macht.


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