Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (2.1920/1921)

Beschränkt sich Pagenstecher fast ausschließlich auf den Kreis um Thoma, Schuch
und Trübner — er hat wohl die schönste deutsche Sammlung Trübnerscher Werke
aus allen Epochen des Meisters zusammengebracht, — so widmet Kirchhoff sich


OSKAR KOKOSCHKA »KINDER«

Sammlung Kirdihoff

bewußt der modernsten deutschen Kunst. Zwar wurzelt seine Sammlung noch in
guten Arbeiten des Impressionismus: Liebermann, Slevogt, Corinth. Breiter lädt
sie im Expressionismus aus. Vorzüglich sind Kirchner, Heckei, Pechstein, Marc,
Eberz, Jacob, Felix Müller vertreten. Selten wird man bezeichnendere Bilder von
Nolde und Kokoschka zusammen sehen. Gottseidank unterliegt diese Sammlung
einer dauernden Auslese des Besißers und erhält sich so eine Frische, die man bei
anderen, merkwürdig maskenhaft dreinschauenden Privatsammlungen modernster
Kunst vermißt. Diese Malerei verzehrt sich nur zu oft in Räuschen, die für den
kommenden Tag den grauen Jammer bedingen.
Summa Summarum: es ist für den kommenden Galeriedirektor noch sehr viel zu
tun. Geld hat man leider sehr wenig für ihn. Man verlangt vielmehr, daß er das
Wasser aus dem Stein schlägt. Da der eigene Fels — troß immer noch vorhandener
Adern — vorläufig unergiebig bleiben dürfte, soll er seine und die dem Kunst-
verein vorbehaltenen Räume mit wechselnden Ausstellungen füllen — modernen
und auch weniger modernen, da vielen Leuten in und um Wiesbaden der bisherige

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