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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Grolman, Willy von: Zwanzig Jahre Kunstpolitik in Wiesbaden: die Wiesbadener Gesellschaft für Bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0446

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maßgebenden Stellen zum Erlaß eines Ortsstatuts nach Münchner Muster
gegen weitere bauliche Verunstaltung Wiesbadens erreicht.
Die glänzende Entwicklung/ die die deutsche Buchkunst im ersten Jahrzehnt
des Jahrhunderts nahm, vereinigte zu einer ersten imposanten Gesamtschau die
Wiesbadener Ausstellung für Buch- und Akzidenzdruck vom Jahre 1911,
die in einer fast erdrückenden Fülle alles umfaßte, was seit den Tagen des großen
englischen Reformators Morris und seiner Nachfolger in Europa und Amerika an
künstlerischen Drucken und Bucheinbänden geschaffen worden war. In einer
Sonderabteilung für Handbinde-Kunst waren die kostbarsten Lederbände
aus den ersten Werkstätten vereinigt. Angegliedert war eine Kollektion von
Arbeiten der Schriftseßer- Lehrlinge an der Offenbacher Gewerbeschule, die den
dort, von Prof. Eberhardt eingeführten, nach künstlerischen Prinzipien gestalteten
Unterricht erläutern sollten, und ein Lehrer der Offenbadier Gewerbeschule hielt
einen kleinen Demonstrationskurs für Fachleute in der Ausstellung ab. Der
Direktor der Gewerbeschule und der Fortbildungsschul-Inspektor wurden für die
Sache interessiert, die Gebr. Klingspor stellten das Typenmaterial für die Ein-
richtung eines ähnlichen Lehrkurses in Wiesbaden zur Verfügung. So gelang es
wenigstens die ersten Anfänge einer künstlerischen Reform des Seßer-Unterrichfs
auch in Wiesbaden in die Wege zu leiten. Den von der Kunstdruckerei W. Gerstung
in Offenbach besorgten Katalog dieser Ausstellung, dem eine 11/-a Bogen starke
Entwicklungsgeschichte der modernen Buchkunst und der neuen Schrifttypen bei-
gegeben war, kann man heute nur noch mit wehmutsvollen Gedanken an bessere
Zeiten betrachten.
Ihren größten kulturellen Erfolg erzielte jedoch die Gesellschaft, wie wohl den meisten
bekannt ist, durch ihre mit der Ausstellung des Jahres 1905 einseßenden Bemühungen
um die künstlerische Reform des Grabmaigewerbes, die in den Fachkreisen
seitdem auch den Namen der »Wiesbadener Bewegung« führt. Eine kurze Übersicht
des bisher auf diesem Gebiet Erreichten enthält ein zweiter Auf saß dieses Heftes.
Nadi Eröffnung des Neuen Museums verschmolzen beide Wiesbadener Kunst-
Vereine unter dem Titel »Nass. Kunstverein und Wiesbadener Gesellschaft für
bildende Kunst«.


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