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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Grolman, Willy von: Die Wiesbadener Gesellschaft für Grabmalkunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0461

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bei den Fachleuten rascher zu erwecken war als bei den Laien, und viele der Lager
standen jahrelang als Sorgenkinder unverkauft in den Geschäften, So galt es denn
in der Werbetätigkeit nicht zu ermüden. Durch die zahlreichen Veröffentlichungen,
die von den führenden Kunstzeifschriften und anderen besseren Organen bereit-
willig aufgenommen wurden, gelang es allmählich die Aufmerksamkeit staatlicher
und städtisdier Behörden zu erwecken, und nun begann die zweite Ausstellungs-
Periode; 1907 beteiligte sidr die Gesellsdiaft an der Ausstellung für christliche
Kunst in Aachen, was ihr die goldene Plakette einbrachte, 1908 konnte sie auf
der zweiten Darmstädter Ausstellung den dortigen Ausstellungsfriedhof auf Kosten
der hessischen Regierung einrichten, und im gleichen Jahre erreichte sie die Ein-
ladung des Kunstgewerbe-Museums inBerlin^dessenGarten zu einemMusterfriedhof
umgewandelt wurde. Aus diesem Unternehmen entstand dann wieder die gemeinsam
von der Leitung des Berliner Museums und der Gesellschaft in Umlauf gesebte
Wanderausstellung von 100 großen Photographien moderner mustergültiger Grab-
denkmäler. 1909 brachte der Gesellschaft endlich den großen Staatsehrenpreis auf
der Wiesbadener Gewerbeausstellung. Dazwischen fanden teils unter Leitung der
Museumsbehörden, teils der Magistrate Ausstellungen umfangreicher Muster-
friedhöfe in Cassel, Königsberg, Essen und anderen Orten statt. Auch an der
Kölner Werkbund-Ausstellung hatte sich die Gesellschaft mit einem Musterfriedhof
und einer Ausstellungskoje beteiligt; das in seiner strengen Formenreinheit für
die Ausführung in gesdrliffenem Granit geradezu vorbildliche Denkmal des hoch-
begabten Ardritekten H. Kaletsch in Dortmund, das wir hier wiedergeben, stammt
dorther. Das lebte Ausstellungsunternehmen fällt in .das Jahr 1915 und bildete
eine Sonderabteilung der großen, den Kriegerdenkmalen gewidmeten Wander-
ausstellung der Mannheimer Kunsthalle.
In sehr dankenswerter Weise nahm gleich zu Anfang die evangelische Geistlichkeit
an den Bestrebungen der Gesellschaft teil; die widrtigsten christlich-evangelischen
Zeitschriften brachten ausführliche Aufsäbe, und bald waren auf zahlreichen Gräb-
st ätten evangelischer Pastorenfamilien Denkmale nach unseren Entwürfen auf gestellt;
aber auch hier konnte eine vom psychologischen Standpunkt aus interessante, jedodr
nicht sehr erfreuliche Beobachtung gemadit werden: die anfänglich so häufigen
Pastorenaufträge waren nach einigen Jahren so gut wie völlig verschwunden, vielleicht
weil mit der Neuheit der Sache auch das Interesse daran abnahm, oder weil mit dem
Verschwinden der Aufsäbe aus den Zeitschriften die Angelegenheit dem Gedächtnis
entschwand. Man ersieht hieraus wieder, weldie Schwierigkeiten der Einbürgerung
einer neuen, wenn auch als gut und notwendig erkannten Sache das Beharrungs-
vermögen des menschlichen Geistes in der einmal eingeschlagenen Bahn entgegen-
stellt. Viel weniger schadeten die Anfeindungen, die natürlich nicht ausblieben und
sich oft in wenig geschmackvoller Form zu äußern pflegten, im Gegenteil, sie be-
kämpften den schlimmsten Feind, die Gleichgültigkeit der Menge, und bewährten
sich so als ein Teil jener Kraft, „die stets das Böse will und stets das Gute schafft“.
Endlich muf> anerkannt werden, dah allmählich unter F iihrung tüchtiger Männer auch

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