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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Rottger, Karl: Shakespeare und die unendliche Landschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0532

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Antlih ihm aufsfand, dem er stumm und grentgegen schaute .... Das er aber
nicht kannte, nie gesehen hafte, doch das ihn beglückte ♦ ♦ ♦ ♦
Es war nicht das Antlih des Todes — er wuhfe es*
Tod war ferne: als Gestalt. War nur nahe als Erlösung, als ein Wesenloses,
als Geschehen — des Auseinanderfalls von Zweiem, das nicht mehr zusammen
taugt.
Am Abend fanden ihn ein paar junge Männer an der Mauer der Avonbrüdce
hingesunken und trugen ihn in die Stadt.

Er lebte noch Tage. Aber schweigsam.
Mit einem Blick — über alles hinweg.
Man fand keine Krankheit in ihm. Denn was wissen die Menschen vom
Kranksein und Sterben?
Sterben geschieht je und je nur im Geiste. Und gesdiiehf dem Menschen nicht als
Gewalt von auben, sondern als ein Trieb aus innen. Nicht anders wie Geburt
und wie alles Leben sich auch vollzieht. So starb Shakespeare in einem Frühlings-
morgen dahin.
Ganz allein. Man fand ihn tot, als man in seine Kammer traf.


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