Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (2.1920/1921)

versehen, nicht minder mit zahlreichen
kleinen und kleinsten Statuetten meist
indischer Götter. Besonders reichhaltig
ist die Sammlung javanischer Schatten*
und Puppenspielfiguren. Hier ist viel für
die moderne Theaterkultur zu lernen.
Ein arabisches Schattenspiel, vollständig
mit allen Figuren erhalten, auf deren
formbeherrschte Ausdrucksstarke zu*
erst im »Blauen Reiter« Franz Marcs und
Kandinskys hingewiesen wurde,ergänzt
diese Gattung.
Wichtigstes haben die alten amerika*
nischen Kulturreiche Mexiko und Peru
beigesteuert. Eine nur 30 cm hohe
Nephritfigur des Wind* und Aussatz*
gottes Xolotl gehört zum Wertvollsten,
was überhaupt von der frevelhaft zer*
störten Kultur Mexikos auf uns kam.
Kustos Fischer hat ihr eine kleine Mono*
graphie gewidmet. Die Augen des GoT
tes, dessen Körper die zerfressende
Krankheit fast in ein Skelett verwandelt
hat, sind so unheimlich, blicken uns aus einer so jenseitigen Welt an, daß
kein Beschauer sich ihrem Bann entzieht. Fast überreich überziehen Symbole
die ehedem an Brust und Nabel mit ein*
gesetzten Edelsteinen geschmückte Figur.
Auf seinem Rücken trägt Xolotl tagtäglich
die Sonne in die Unterwelt. — Herrlich
sind die beiden Rundschilder: Viele tau*
sende bunter, mit edelster Farbenphan*
tasie zusammengestellter Federn fügen
sich zu großzügigen und dennoch bizarren
geometrischen Mustern zusammen, neben
denen die besten abstrakten Gemälde un*
serer Tage nicht leicht bestehen. Aus Peru
birgt dasMuseum kaum zu überschauende
Töpferwaren, so frisch erhalten, als wären
sie gestern gefertigt worden. Köpfe von
vornehmster Formvollendung, groteske
und erotische Figuren, dämonische Ge*

FLÖTENBLÄSER
Relief an der Tür zum Beratungshause der Maori


RELIEF AM SCHIEBEFENSTER DES
BERATUNGSHAUSES DER MAORI

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