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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Hildebrandt, Hans: Die Bedeutung des Stuttgarter Lindenmuseums für die Kunstgestaltung von heute
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0573

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bilde und Tiere, Gestaltungen aus dem Alltagsleben sind zu handlichen Ge*
laßen verarbeitet. Daneben bemalte Töpfereien mit springenden Delphinen,
mit Zaubertieren und kämpfenden Kriegern, wie improvisiert und doch in
strengstem Stilgefühl bedeckt.
Das erste Stockwerk ist Ozeanien gewidmet. Ein seltenes Prunkstück ist das
ohne die geringste Beschädigung nach Stuttgart verbrachte »Beratungshaus«
der Maori. W eitvorspringender Giebel schafft eine kleine Vorhalle, in deren
Rückwand Reliefs gefügt sind. Alle konstruktiven Glieder sind mit Men*

REITER AUS EINEM
ALT * ARABISCHEN
SCHATTENSPIEL
sehen* und Tierfiguren übersät, deren bandartige Verschlingungen an alt*
irische Ornamentik erinnern. Tiefrot sind sie gefärbt. Perlmutteraugen fügen
ihren kalten, unwirklichen Glanz hier und dort in die phantastischen Bil*
düngen ein. Auch die Pfeiler der Umfassungswände im Innern sind mit
menschlichen Figuren von gleicher Naturferne geziert. Die Querbalken des
Satteldachs sind weiß und rot auf schwarzem Grunde bemalt. Ein zierlicher
Pfeiler stützt das strohgedeckte Dach in seiner Mitte. Tanzmasken, Pfaus*
pfosten, Giebelfiguren, Totemzeichen und Ahnenboote zeigen die hohe
Pf olzschnitzkunst und raffinierteTechnik, zugleich aber auch die Dämonie der
Ausdrucksgestaltung, über welche die Bewohner der Südseeinseln verfügten.
Reisende aus dem Zeitalter der Renaissance berichteten von mächtigen Neger*
reichen inmitten von Afrika. Man hielt ihre Erzählungen lange für Phan*


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