Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur (2.1920/1921)

BADISCHE KUNSTHALLE KARLSRUHE
BLICK IN DEN BODENSEE^SAAL

DIE BADISCHE KUNSTHALLE
ZU KARLSRUHE
W. F. STORCK
Wer die Entwicklung der Kunstmuseen aufmerksam verfolgt hat, wird bemerken, daß
sie heute an einem Wendepunkt angelangt sind. Aufgaben, die vor fünfzig Jahren
noch an keinem Orte erkannt waren, sind Allgemeingut der Erkenntnis geworden. Wege,
die die Pioniere des deutschen Museumswesens — Bode, Lichtwark und Tschudi — gewiesen
haben, werden heute von Vertretern einer neuen Generation sicher und zielbewußt begangen.
Vielleicht ist die Kluft, die uns hier von der Vergangenheit trennt, noch größer, als wir im
Augenblick annehmen. Die Entwicklung des 19. Jahrhunderts — vor allem während seiner
drei ersten Viertel — war im Museumswesen nachdrücklich auf die Tradition gestellt. Bis
zu einem gewissen Grade waren die Museen noch »Raritätenkammern«, deren Inhalt und
Aufgabe solchermaßen umschrieben wurde:
»In einer Kunstkammer wird aufgehoben Alles, was die Kunst in allerlei Species und Ma*
terien, als Elfenbein, Perlmutter, Glas, Porzellain nur immer der curieusen Welt verfertigen
mag: wobey auch dieses in Acht zu nehmen, daß, je schwerer eine Materie an und für sich
zu bearbeiten, um desto mehr die Raritäten und Kunst dabei zu admiriren sey. Unter die

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