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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Homburger, Otto: Das badische Landesmuseum im Karlsruher Schloss
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0716

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Der nächste Saal enthält Werke des ausgehenden XVI. Jahrhunderts aus dem südlichen
Baden, es ist die Periode, in der die Ornamentik der »deutschen Renaissance« ihren stärksten
Ausdruck gefunden hat. Das zeigt der berühmte Ofen Hans Krauts aus Villingen von 1586,
während die Reliefs Hans Morincks, des Konstanzer Bildhauers, den Figurenstil des intern
nationalen Manierismus jener Zeit vertreten. Fortgeschrittener, im Temperament und der
Freude an malerisch bewegten Formen den gotischen Vorläufern seines Landes verwandt,
wirkt Jörg Zürn, der Meister des Überlinger Hochaltars. Ein halbes Dutzend von kleineren
Stücken, etwa aus den Jahren 1610—1630, zeigt die Richtung dieser kunstgeschichtlich so
bedeutsamen Persönlichkeit, die an den Anfang der glänzenden Epoche des süddeutschen
Barock im XVII. und XVIII. Jahrhundert zu setzen ist. Die kirchlichen Gewänder des späten
Mittelalters und der Neuzeit beschließen die einzelnen Perioden der vaterländischen Ab*


ROCOCOSAAL MIT ALTEN GLÄSERN LANDESMUSEUM

teilung. Somit vollzieht sich unmerklich der Übergang zur umfangreichen Abteilung des
Kunstgewerbes, dessen Inhalt in der Hauptsache dem von Götz begründeten und von
Hoffacker bedeutend erweiterten ehemaligen Kunstgewerbemuseum entnommen ist.
Was hier in geschmackvoller Anpassung an die durchweg im Stil des XVIII. Jahrhunderts
erhaltenen und dessen Raumkunst rein widerspiegelnden Zimmer geleistet worden ist, wird
auch diejenigen befriedigen, die verlangten, daß in erster Linie der Charakter des Schlosses
gewahrt werden müsse und die Sammlungen nur zum Schmuck der Räume, gleichsam als
Inneneinrichtung, zu verwerten seien. Man betrachte den ovalen Raum mit den großen Fen*
stern nach dem Park, links und rechts flankiert von kleinen, lichten Kabinetten, und in seiner
Mitte die hohe Glasvitrine mit den locker verteilten vergoldeten Silberpokalen, deren matter
Glanz die von allen Seiten auffallenden Lichtstrahlen zurückwirft. Ganz ähnlich ist die
Wirkung auf dem andern Flügel, wo durch die in entsprechender Weise aufgestellten glä*
sernen Becher und Kelche Spiegel und Roccaille des lichtgetönten Raumes durchscheinen.
In den Repräsentationsräumen links vom prunkvollen Marmorsaal stehen Delfter und

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