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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Hartlaub, Gustav Friedrich; Richard, Hans: Badische Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0720

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war noch einer der gelungensten und berechtigtsten Versuche, den damals
gleichsam in künstlicher Zeugung erwachsenen Formengeschmack ohne
allzu großen Qualitätsverlust in die Massen zu bringen. Als aber ein schein*
bar vertrauenswürdigeres Normaldogma von der zweckentsprechenden und
zugleich »geschmackvollen« Form den sogenannten Jugendstil rasch veralten
ließ, hat Läuger so wenig wie Poelzig, hat der Töpfer so wenig wie der
Monumentalbaumeister sich das Recht auf inneren freien Ausdruck seiner
ureigensten Träume nehmen lassen. Im Gegenteil: er ist noch persönlicher,
glühender und strenger geworden, einsamer auch in seiner Treue gegen die


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MÄDCHENKOPF MAX LÄUGER

innere Stimme, die ihm ein ruhiger Genius, kein rasender Dämon zuspricht.
Auf alle Industrialisierung seiner edlen Handwerkskunst hat er verzichtet
mehr denn je. Die neuen Läugertöpfereien sind keine Marktware mehr, ihr
Geheimnis soll sich und kann sich auch nicht der Menge erschließen, denn
jedes Stück besteht nur einmal und gleichsam nur für einen; es ist aus ein*
maliger, ganz intimer, von Erfahrung und Liebe beherrschter, ganz un*
wiederholbarer Zwiesprache von Hand und Seele des Meisters mit dem
Material, — dem Ton, der Farbe, der Glasur — und seinem immer wieder
zu zähmenden, immer wieder zu nützenden Eigenwillen entstanden. Hat
man eines von den besten Stücken vor sich, so geht es dem Betrachter wohl
wie bisweilen in Sammlungen alten Kunstgewerbes, etwa vor den Dingen
morgenländischer Vergangenheit: ihn beschleicht ein Mißtrauen gegen die

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