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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Hartlaub, Gustav Friedrich; Richard, Hans: Badische Keramik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0721

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sich blähende sogenannte »hohe Kunst« mit ihren gegenständlichen, er*
zählenden Ausdrücklichkeiten, ihren pathetischen Ansprüchen; und er
erfaßt in diesen bescheideneren Werken einer Form, die nur dienen soll,
schmücken, nichts »bedeuten«, mehr Offenbarung, innigere Nähe des magi*
sehen, göttlich*natürlichen Schöpfermittelpunktes; der ganze Widersinn
einer Trennung »angewandter« und »freier«, »hoher« und »niederer« Kunst
wird ihm blitzartig klar. Wird ein rhythmisches Ineinanderströmen von


SCHALE (blau und weiß) MAX LÄUGER

Formen, ein Aufglühen und Verglimmen von Farben tiefer und sanfter
Pracht, ein steigerndes Sammeln von Lichtern, melancholisches Hindämmern*
lassen von Dunkelheiten dadurch zum reineren Kunstwerk, daß es mit den
Dutzendmitteln von Öl* und Wasserfarben auf Leinwand und gerahmt er*
scheint? — wird es wirklich geringer, wenn es in kunstvollstem Verfahren
aus Scherben, Farbe, Glasur, gleichsam aus Feuer, Wasser, Erde und Luft
zusammengebrannt und *gebraut ist, aber »nur« zum niederen Zwecke einer
Vase oder Schale? Besteht nicht gerade in solcher bescheidenen Anwendung
gegenüber der »abstrakten« Kunst unserer Modernsten, die in ihren meta*
physischen Flugversuchen so häufig unsanft auf dem allzu irdischen Boden

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