Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

DOI Artikel:
Curjel, Hans: Kunstentwicklung in Karlsruhe: ein Rückblick
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0745

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
bachs klar zu machen; es führte bis zu Ver#
zweiflungstaten des mit den giftigsten Waffen
der Verleumdung bekämpften Künstlers wie
etwa zur Vernichtung des anscheinend wunder#
vollen Bildes »Die Versuchung des Antonius«.
So glich den Zeitgenossen das Auftreten

Mit vollen Segeln fuhr die Jugend Canon
zu; an der Kunstschule herrschte Krisenluft.
Canon selbst hatte in gekränkter Eitelkeit im
Jahre 1869 Karlsruhe verlassen und das Feld
seiner Tätigkeit nach Stuttgart verlegt, von wo
er später nach Wien zurückkehrte. Seine Saat


DER EIN#
JÄHRIGE

WILHELM
TRÜBNER

Feuerbachs dem raschen Auftauchen und Ver#
schwinden eines flüchtigen Meteores. Lessing
schien Sieger. Der wahrhaft Fruchtbarere je#
doch war Feuerbach; denn Hans Canon, der
schon zu Feuerbachs Zeiten einmal kurz Karls#
ruhe gestreift hatte, wirkte mit aller Macht in
der von Feuerbach angeschlagenen Kunstge#
sinnung weiter. Wie seinerzeit die Ausdrucks#
gewalt der Kompositionen Feuerbachs setzte
jetzt die kühne, rein malerische Farbengebung
Canons die Unentwegten um Lessing und Gude
in Schrecken und Entsetzen. Die Hetze erreichte
zwar, daß Canon die Wirksamkeit an der Kunst#
schule verschlossen blieb, konnte jedoch nicht
hindern, daß sich um ihn ein großer und be#
geisterter Schülerkreis bildete; damals — es war
Ende der 60er Jahre — schieden sich die Geister.

ging jedoch in ungeahnter Weise^auf. Zu den
ersten, die sich mutig zu der für die damaligen
Zeiten revolutionären Kunst Canons bekannten,
gehörte Ferdinand Keller, der schon früher
in Rom mit Feuerbach zu enger Berührung
gekommen war; wenige Jahre später zog mit
ihm die Canon’sche Richtung siegreich in die
Kunstschule ein. Im Bereich der Landschafts#
malerei wurde der viel gefeierte Keller#Schüler
Edmund Kanoldt der Fortsetzer der Canon’#
sehen Kunstweise.
Auch Wilhelm Trübner hatte als Schüler
Canons Ende der 60 er Jahre in Karlsruhe be#
gönnen, so daß dieser Meister in seinen An#
fängen gleichfalls der Stadt zugehört. Außer#
halbKarlsruhe hat sichTrübner weiterentwickelt;
wie Thoma kehrte er (1903) als reifer Meister

712
 
Annotationen