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Feuer: Monatsschrift für Kunst und künstlerische Kultur — 2.1920/​1921

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Curjel, Hans: Kunstentwicklung in Karlsruhe: ein Rückblick
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https://doi.org/10.11588/diglit.41961#0746

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nach dem Orte seines künstlerischen Ausgangs
zurück. An der Kunstschule jedoch waren beide
zunächst von geringerer Bedeutung. Die Ge*
schichte der Schule hatte sich in den letzten
Jahren des 19. Jahrhunderts als die Geschichte
der rein malerischen Virtuosität entwickelt, bei
der eine große Anzahl von bekannten Meistern
beteiligt ist. Ludwig Dill, Caspar Ritter,
FriedrichFehr sind die wichtigsten; als Lehrer

Trotz dieser scheinbar vielfachen Verzweigungen
ist im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts das
Bild klar zu nennen. Thoma und Trübner
sind die beiden Pole, um die das Kunstleben
sich bewegt; neben ihnen bleiben sowohl die
reinen Maler wie der formal strenge Schmidt
Reutte nur von sekundärer Bedeutung. In den
ersten Jahren der Wirksamkeit beider Meister
hielten sich die Schüler naturgemäß streng an


DER ABEND (Aus dem Cyclus der vier Tageszeiten)/JOH. WILH. SCHIRMER

von besonderer Bedeutung ist der Tiroler
Schmidts Reutte zu nennen, der gerade auf
die junge Generation starken Einfluß ausübte.
Die Gruppe um Kamp mann undFikentscher
endlich ergab sich derfeinfühligen Neuromantik
der Jugendstilmalerei. In die Breite wirkte diese
Gruppe durch die Organisation des Karlsruher
Künstlerbundes, der durch eifrige Pflege der
Lithographie das Niveau des künstlerischen
Wandschmuckes beträchtlich hob und dadurch
von hoher kunsterzieherischerBedeutung wurde.
Als eine Parallelgründung wurde im Jahre 1896
durch Krauskopf der Karlsruher Radier?
verein ins Leben gerufen, der in Jahresmappen
das Fazit der Karlsruher und der mit der Karls?
ruher Kunst in irgend einer kausalen Verbindung
stehenden Graphik zog.

die Weise ihres jeweiligen Lehrers, mit den
Jahren machten sich aber in beiden Kreisen neue
Regungen bemerkbar, bei denen die Verarbeit
tung der Ergebnisse der gleichzeitigen euro?
päischen Kunstentwicklung zu neuen Resultaten
führte. In den von Thoma ausgehenden Kreisen
wirkten hierbei vor allem die Elemente dernor?
dischen Malerei eines Böcklin, Welti, Hodler,
van Gogh, in der Schule Trübners machte sich
der Einfluß Cezannes und der modernen Fran?
zosen erkennbar. Andere wieder wendeten sich
der radikalen Kunst der Gegenwart zu und sind
hier zu Gestaltungen eigenster Prägung gelangt.
So ist das Karlsruher Kunstleben gerade heute
wieder in bewegte Bahnen geraten, bei denen
es ähnlich wie zu Feuerbachs und Canons
Zeiten naturgemäß an Kunstkämpfen nicht fehlt.

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