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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Angerer, Alexander C.: Einiges über amerikanische Autotypien und Reproductions-Einrichtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0020

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Einiges über amerikanische Autotypien ctc.

Einige Aetzer färben das Häutchen während oder unmittel-
bar nach der Entwickelung durch Baden in einer Anilinlösung,
um die Copie sofort beurtheilen zu können, während wieder
andere auf diese Beurtheilung vor dem Emailliren verzichtend,
das Färben als unwesentlich weglassen und das Bild erst nach
erfolgtem Einbrennen, in welchem Zustande es einen kastanien-
braunen Ton hat, mit dem Originale vergleichen.
Die mit diesem Kupfer - Emailverfahren hergestellten
Drucke haben gegenüber denjenigen durch Gelatineübertragung
gewonnenen den Vorzug einer leicht und sicher zu erreichenden
grossen Reinheit und Helligkeit in den Lichtern, sowie der
Möglichkeit, dass solche lichte Stellen, dank der geradezu
unverwüstlichen Emailschicht, noch nachträglich bis an die
äusserste Grenze durch nochmaliges partielles Aetzen aufzu-
hellen sind.
Dieser letztere Kunstgriff wird mit Vorliebe bei den
Hintergründen von Porträts etc. angewendet.
Solchen, nicht zu leugnenden Vorzügen stehen aber leider
auch grosse Nachtheile gegenüber, welche einer allgemeinen
Einführung des Emailverfahrens in europäischen Aetzanstalten
nicht wenig hinderlich sein dürften; und zwar ist der Haupt-
fehler dieser Technik eine für unser europäisches Auge auf die
Dauer fast unerträgliche Ausgeglichenheit und Verschwommen-
heit aller Schärfen und charakteristischen Details des Originales.
Diese durchaus nicht wohlthuende Unschärfe ist auf den
Umstand zurückzuführen, dass der directe Druck — wie Ein-
gangs erwähnt — ein in allen Punkten absolut scharf zer-
schnittenes Negativ erfordert.
Es herrscht nun infolge dieses Bedürfnisses der Raster in
seiner ganzen Aufdringlichkeit vor und nicht das Bild. Wer
jemals ein so effectloses und flaues Negativ, wie es für die
Kupferätzung nothwendig ist, gesehen hat, wird auch die In-
schärfe der davon stammenden Bilder vollkommen begreifen.
Dieselbe geht sogar so weit, dass man in vielen Fällen
die Art des Originals — ob es eine getuschte Zeichnung, eine
Photographie, eine Kohlezeichnung oder dergl. gewesen — aus
der Reproduction nur mit Mühe erkennen kann.
Um diesem Uebelstande der Unschärfe — ohne ihn jedoch
gänzlich beseitigen zu können — nur einigermassen zu steuern,
nimmt man in Amerika möglichst feine Netze, worunter aber
wieder die Druckfestigkeit des Cliches bedeutend leidet. Auch
die Druckkosten werden durch die dann nothwendige Ä erwen-
dung von feinem Glacepapier, bester Farbe etc. ganz ausser-
ordentlich gesteigert.
 
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