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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Staudenheim, Ferdinand von: Practische Verwerthung des Fernobjectivs
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0044

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■ 30 Practischo Verwerthung des Fernobjectivs.
Schlösser auf Anhöhen, oder sonst interessante Baulichkeiten,
Bergspitzen oder Inschriften, die nicht zugänglich und nur
auf grosse Entfernung ganz sichtbar werden. Meistens wird
man wohl von einer gegenüberliegenden Höhe einen besseren
Einblick erhalten, doch wird die Distanz dann eine so grosse
sein, dass man selbst mit einem grösseren Instrumente ein
genügend detailreiches Bild erhalten würde. Zu solchen Auf-
nahmen eignet sich wohl das Teleobjectiv ganz ausserordentlich,
weil man sozusagen ein bestimmtes Object aus dem Gesammtbilde
herausnehmen und vielfach vergrössert wiedergeben kann. Ver-
gleichende Aufnahmen werden Zeugniss geben von der Wich-
tigkeit dieses Instrumentes für den Photographen sowohl, als
auch für den Forscher. Wenn diese Bilder vielleicht weniger
künstlerischen Werth besitzen, so sind sie doch im Dienste
der Wissenschaft oft ganz unersetzlich.
Das Arbeiten mit dem Fernobjectiv beansprucht die ganze
Aufmerksamkeit des Photographen und hängt das Gelingen vom
völlig ruhigen Wetter, reiner durchsichtiger Luft und guter
Beleuchtung ab. Bei starker Vergrösserung und weiter Ent-
fernung wird es wohl nur wenig so reine Tage im Jahre geben,
an denen mit gutem Erfolge gearbeitet werden kann.
Wer im Besitze eines Steinheil’schen Gruppenanti-
planetes ist, erwerbe sich von derselben Firma dazu das Fern-
system und das. Teleobjectiv ist fertig. Ich besitze ein Anti-
planet mittlerer Grösse, welches eine Platte im Formate
18 X 24 cm schon mit mittlerer Blende scharf auszeichnet.
Mit dem Fernsystem erhält man aber nur ein kreisrundes Bild,
welches die Ecken auslässt, und wenn auf der Platte genügend
Raum wäre, ein rundes Bild von ca. 24 cm Durchmesser liefern
würde. Zur Adjustirung eines Fern-Apparates gehört nebst
dem Objective vor allem eine sehr solide feste Camera mit
längerem Auszuge oder vorne mit conisehem Holzansatze, auf
welchen das Objectiv aufgesetzt ist, und ein starkes Stativ.
Bei einer fünf- bis sechsmaligen Vergrösserung auf nicht zu
kurze Distanz muss der Auszug der Camera mindestens auf
60 cm verlängert werden können, hierzu kommt noch die Länge
des Teleobjectives mit 26,5 cm, so haben wir dann einen Apparat,
welcher 86 cm lang ist, und weil der an und für sich schon
schwerere Gruppen-Antiplanet am Fernsystem vorne ange-
schraubt ist, eine sehr wacklige, auf drei Beinen ruhende Vor-
richtung, die der geringste Luftzug ins Schwanken bringt; es
ist also eine Stütze des langen Objeetives nothwendig. Ich
construirte mir eine solche wie folgt: ein 120 cm langer und
.5 cm dicker Stock aus trockenem Eschen- oder Buchenholze
 
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