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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Staudenheim, Ferdinand von: Practische Verwerthung des Fernobjectivs
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0046

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Practischo Verwerthung des Fernobjectivs.

durch das Fernobjectiv, und das Bild auf der matten Scheibe
wird uns noch weniger überraschen als das gelungene, richtig
exponirte Negativ. Eine gewisse Unschärfe ist trotz aller
Vorsicht und Ruhe kaum zu vermeiden, sie nimmt auch mit
der Entfernung zu, doch ist diese nirgends störend und für
das Auge beleidigend.
Die Fernphotographie ist eine jener Specialitäten, die so Man-
chen gänzlich abschrecken wird, erstens durch Misserfolge, verur-
sacht durch Unachtsamkeit oder Mangel an Geduld, dann dadurch,
dass man immer erhöhte Aufnahmspunkte wird suchen müssen,
welche in das fern und hoch liegende Object Einblick gestatten.
Die Aufnahmen, welche auf sehr grosse Entfernungen,
das ist über 20 km, gemacht werden sollen, sind, wie schon er-
wähnt, nur unter den günstigsten Luft- und Lichtverhältnissen
möglich, kurz nach Sonnenauf- oder vor Sonnenuntergang,
da tagsüber die aufsteigenden Erd- und Wasserdünste immer
Unschärfe verursachen. Für so fern gelegene Aufnahmen em-
pfehlen sich Thomas’ Sandelt-Platten oder solche von keiner
hohen Empfindlichkeit. Im Ganzen haben die mit dem Fern-
objectiv hergestellten Negative einen eigenthümlichen Charakter,
ebenso die Abzüge, und fern liegt es mir, zu behaupten, dass
sie schön sind, aber bei Vergleichs-Aufnahmen überraschen
sie, dort auf der Normal-Matrize muss man das Object erst
suchen, welches hier gross und deutlich alle Details zeigt.
Es werden Aufnahmen erreicht werden können, die mit
einem gewöhnlichen Objective ganz unmöglich sind, und man
glaube ja nicht, dass Aehnliches mit einem eben so oft ver-
grösserten Negative im Vergrösserungs-Apparate hergestellt
werden kann; solche Vergrösserungen ist man heute viel-
leicht in der Lage sogar schärfer zu machen, aber den
Detailreichthum wird man damit nie erreichen, auch ist das
Arbeiten mit dem Vergrösserungs-Apparate weit kostspieliger
und zeitraubender.
Schliesslich bin ich davon überzeugt, dass die von
mir gemachten Aufnahmen besser herzustellen wären, doch
sind sie hinlängliche Belege für die Vorzüglichkeit und Trag-
weite des St ein h eil'sehen Teleobjectivs, und bei den heurigen
zwar oft schönen, aber meistens sehr dunstigen Tagen wäre
es wohl schwer gewesen, besseres zu machen. (Zwei ver-
gleichende Aufnahmen, welche einerseits mit dem Teleobjectiv,
andererseits mit einem gewöhnlichen Objectiv festgestellt wurden,
sind als Illustrations-Tafeln beigegeben).
 
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