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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Einsle, Anton: Ueber Glassterroskope
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0074

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Ueber Glasstereoskopen.

Reiseerinnerungen in Stereoskopen sind ein unbezahlbarer
Schatz1 2), da wir jeden Moment Gelegenheit haben, uns die
lieb gewordenen Punkte in voller Naturwahrheit vorzuzaubern.
Als Betrachtungs-Apparate (Stereoskope) eignen sich am
besten jene in Kastenform, in welchen man 50 —100 Bilder
unterbringen kann, die in bequemer Weise an unseren Augen
vorbeiziehen?)
Was die Herstellung dieser Stereoskop-Diapositive betrifft,
so hat man verschiedene Wege, um sein Ziel zu erreichen.
Entweder werden die Diapositive in der Camera durch
eine einfache Verschiebvorrichtung belichtet oder im Contact-
druck erzeugt.
Ich ziehe letztere Art vor, insbesondere jetzt, wo ich durch
eine einfache Modification im Plattenguss sofort richtig stehende
Bilder erhalte, welche ich zum Schutze der Bildschicht einfach
mit einem Deckglase versehe.
Bisher war es im Contactdruck nur möglich, entweder auf
gewöhnliche Diapositivplatten (Chlorsilber), richtig stehende
Bilder zu erhalten, da musste aber auf die Schicht ein Deck-
glas, unter die Bildplatte ein Mattglas gegeben werden; so
hatte man ein Bild aus drei Glasplatten bestehend.
Ein anderer Weg, gerade Bilder zu erhalten, war nur
durch geeignete Umdrehung in der Camera möglich.
Ich machte verschiedene Versuche, um hier Erleichterung
zu schaffen, unteranderem versuchteich, Films als Bildträger
zu verwenden, was ich aber bald als unpractisch verwarf.
Ich wandte mich nun an die Wiener Firma E. Schattera
und schlug ihr vor, ihre Chlorbromsilber-Emulsion, welche
prächtige Diapositive zulässt, auf die mattirte Seite der
Gläser zu giessen. Die Proben überraschten mich durch ihre
Schönheit und so glaube ich das einfache Mittel gefunden zu

1) Bei dieser Gelegenheit muss ich bedauernd constatiren, dass die
meisten Stereoskopbilder, welche man in den verschiedenen Städten
zu kaufen bekommt, gar keine S t er e o s k o p - A uf n ah m e n sind.
Allerdings sind die Preise schon auf das geringste Mass herabgedrückt
(z. B. erhält man in Born 100 Stereoskop - Albuminbilder auf Carton für
5 Lire, also per Stück = 5 Centesimi = 2 Kreuzer). Die stereoskopische
Wirkung ist bei Diapositiven bedeutend grösser als bei Papierbildern,
und habe ich mir selbst Diapositiv - Stereoskopen aus einzelnen (gleichen)
Bildern hergestellt und selbst Kenner damit getäuscht. Aber bei Papier-
bildern leisten zwei gleiche Bilder lange nicht dieselben Dienste.
2) Die den Stereoskopbildern vorgeworfene Starrheit oder Leblosigkeit
(bei Portraits), dieses decorationsartige Erfrorene (bei Landschaften etc.
wird sofort behoben, wenn man die Lichtöffnung des Stereoskop-Kastens
mit einem leicht gefärbten (lichtrosa, schwach violett, lichtbraun) Glase
abschliosst. Dio Wirkung ist überraschend.
 
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