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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Cohen, Ernst: Der vermeintliche Einfluss der Gelatine auf die doppelte Zersetzung der Salze
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0118

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Der vermeintliche Einfluss der Gelatine etc.

Substanzen nicht diffundiren, so kann auch das colloidale
Bromsilber nicht in das Wasser übergehen. Hat ferner eine
vollständige Umsetzung des Silbernitrats mit dem Bromsilber
stattgefunden, so muss das überstehende Wasser klar bleiben
und darf nur Kaliumnitrat in diesem Falle mit dem kleinen
Ueberschuss von Bromkalium enthalten. Dieser Fall tritt aber
nicht ein. Das Wasser trübt sich nämlich allmählich und
gibt einen ziemlich bedeutenden Schlamm von flockigem Brom-
silber, der gleichsam aus der Gelatine herauswächst. Es muss
also aus der Gallerte äusser Kaliumnitrat auch Silbernitrat und
Bromkalium diffundirt sein, die dann ins Wasser gelangt, die
bekannte Doppelzersetzung erlitten haben. Aus diesem Ver-
suche folgt, dass in Gelatinelösung Silbernitrat und
Bromkalium im freien Zustande in einer Flüssigkeit
neben einander bestehen können, wenn man sich nicht
zu der sehr gewundenen Annahme bequemen will, dass eollo'i-
dales Bromsilber im Wasser löslich und diffusionsfähig sei und
dann im Wasser erst in die geballte Modification
übergehe. Darum wird die Doppelzersetzung um so un-
vollständiger vor sich gehen, je grösser die relative Menge der
Gelatine ist, was mit den Erfahrungen der Emulsionäre über-
einstimmt. Es ergibt sich aus obigem Versuche die practische
Regel, dass kornlose Emulsionen stets 24 Stunden als
Gallerte stehen müssen, ehe man sie zerkleinert und
wäscht, weil sonst ein grosser Theil des Silbers
wieder herausgewaschen wird.“
Einer Privatmittheilung des Herrn G. entnehme ich, dass
in vorliegendem Versuche eine öprocentige Gelatinelösung zur
Verwendung kam, während die Silbernitratlösung ebenfalls
öprocentig war, die Bromkaliumlösung 3,6 procentig. (3,5 Pro-
cent wäre äquivalent gewesen.)
Ich habe nun diese auffallende Erscheinung einer näheren
Untersuchung unterzogen und mir in erster Linie die Frage
gestellt:
„Ist in dergleichen Lösungen wirklich freies
Silbernitrat neben freiem Bromkalium vorhanden?“
Die elektrische Leitfähigkeit der betreffenden Lösungen
kann darüber Aufschluss geben.
Denkt man sich z. B. eine 1/S2 normale AgNO% - Gelatine-
lösung und eine solche von 1/33 normal KBr, so wird beim
Zusammengiessen gleicher Volumina dieser Lösungen, die Leit-
fähigkeit der Mischung die Summe der beiden Leitfähigkeiten
der Einzellösungen (von der halben Concentration) sein, wenn
nämlich die gelösten Salze nicht chemisch auf einander einwirken.
 
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