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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 9.1895

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Vidal, Léon: Liegt die Möglichkeit vor, für Edison'sche Kinetoskop die Photographie in natürlichen Farben zur Ausnutzung heranzuziehen?
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https://doi.org/10.11588/diglit.50998#0282

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2,^0 Liegt die Möglichkeit vor, iür das Edison’sche Kinetoskop etc.
Praxinoskop u. s. w. bekannt, es ermöglichen, Gegenstände,
welche in verschiedenen Phasen ihrer Bewegung aufgenommen
sind, durch einen einzigen optischen Vorgang in Bewegung
vorzuführen. Die Nachwirkung der Lichteindrücke auf die
Netzhaut verursacht, dass die einander folgenden, bei verschie-
denen Stellungen des Gegenstandes in seiner Gesammtbewegung
aufgenommenen Bilder oder danach gefertigten Zeichnungen
sich zu beleben und die Bewegung selbst auszuführen scheinen.
Mit Recht kam Edison auf den Gedanken, dass, wenn
man die Zahl der auf einander folgenden Aufnahmen so stei-
gern würde, dass z. B. 30 bis 40 in der Secunde gemacht
werden, die scheinbare Bewegung des dargestellten Gegen-
standes an Naturtreue gewinnen müsse, und der Versuch hat
in vollem Umfange seine Annahme durch den erzielten Erfolg
als berechtigt erwiesen. Wir hatten Gelegenheit, hier in Paris
verschiedene Kinetoskope vorgeführt zu sehen. Die Wirkung
derselben ist eine geradezu überraschende; man sieht z. B.
Fechter auf der Mensur die verschiedensten Stellungen, welche
dabei vorkommen, einnehmen, ferner ein Restaurant mit seinen
Gästen, den Aufwärtern, dem Wirth, Alle in Bewegung.
Um die durch die Bewegung erzielte Wirkung noch zu
heben, kam Edison auf den Gedanken, mit dem Kinetoskop
noch einen Phonographen zu verbinden. Auf diese Weise ge-
winnt die Vorführung an Leben, da zu der Bewegung das
Wort hinzutritt.
Zur vollständigen Wiedergabe der Vorgänge fehlen nur
noch die Farben, und unwillkürlich drängt sich uns das Gefühl
auf, dass es kaum etwas Wunderbareres geben könnte, als wenn
so die ganzen Vorgänge mit ihren sämmtlichen Farbenerschei-
nungen und den in Bewegung befindlichen und sprechenden
Menschen vorgeführt werden könnten.
Zu einem guten Theil ist, wie das Vorstehende deutlich
zeigt, dieses Problem schon gelöst; es handelt sich nur noch
darum, zu ergründen, ob man erzielen kann, dass die Photo-
graphie in natürlichen Farben sich unter solchen Bedingungen
ausführen lässt, dass die Gesammt-Illusion der Wirklichkeit
so nahe wie möglich kommt.
Nun findet sich aber unter den bekannten und täglich in
verschiedenen Zeitschriften u. s. w. veröffentlichten Methoden
der Photographie in natürlichen Farben keine einzige, die direct
oder indirect verwendbar erscheinen könnte.
Die Lippmann’sche Interferenz-Methode, die hinsichtlich
ihrer künstlerischen und industriellen Anwendung, deren sie
vielleicht einst fähig sein wird, noch in den Kinderschuhen
 
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