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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Sieberg, A.: Zum Photographieren seltener Wolkenformen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0100

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86

Zum Photographieren seltener Wolkenformen.

anlassung zu mancherlei Erörterungen für und wider. Herr
Mack in Hohenheim kam nun auf Grund experimenteller
Untersuchungen zu dem Ergebnis, daß es sich bei derartigen
Wolkenbildungen um Wirbelringe mit horizontalen,
kreisförmigen Achsen handle. Näher auf diese inter-
essanten Versuche einzugehen, läge außerhalb des Rahmens
dieser Zeilen; jeder, der sich mit dieser Materie weiter be-
schäftigen will, sei auf die hier citierten Originalarbeiten1)
verwiesen. Nur so viel sei über diesen Punkt bemerkt, daß
Herr Mack atmosphärische Vorgänge im kleinen nachahmte.
Zu diesem Zwecke ließ er aus einer vertikalen Glasröhre durch
Fuchsin gefärbtes Wasser in ein mit ungefärbtem Wasser ge-
fülltes weiteres Glasgefäß unter verschiedenartig modifizierten
Druckverhältnissen einströmen; er suspendierte also schwere
Partikelchen in Flüssigkeit, wie es auch bei den Wolken tat-
sächlich der Fall ist. Hierdurch entstehen garben- oder pilz-
förmige Gebilde mit am oberen Ende umgestülpten Rändern,
welch letztere einen Wirbelring mit horizontalen, kreisförmigen
Achsen darstellen, und die, je nach den begleitenden Um-
ständen, ihre Gestalt ändern. Bei der Untersuchung dieser
Strömungsgebilde leistete ihm die Momentphotographie
wesentliche Dienste, indem diese Methode alle Einzelheiten
festzustellen, genau zu erkennen und zu verfolgen gestattete.
Daß derartige, wie die vorhin besprochenen Wolken-
gebilde, welche für das Studium der Morphologie der
Wolken manche wichtige Fingerzeige geben würden, so ver-
hältnismäßig selten beobachtet werden, liegt nicht allein daran,
daß zu ihrer Entstehung eine ganze Reihe günstiger Um-
stände Zusammentreffen müssen, sondern auch daran, daß sie
sich meistens ihrer Lage nach dem Blicke entziehen; denn zu
ihrer Wahrnehmung ist zu allernächst erforderlich, daß sich
der Beobachter bei sonst klarem Himmel in genügender Ent-
fernung von der Wolkenbank befindet, so daß er das Profil
ihres oberen Randes scharf erblickt, weil naturgemäß unter-
halb der Wolkenbank jede Wahrnehmung solcher Gebilde
ausgeschlossen ist.
Gerade photographische Aufnahmen dieser Art bieten
in ihrer Genauigkeit und getreuen Wiedergabe, welche alle
Einwendungen bewußten oder unbewußten Schematisierens,
wie sie gegen Zeichnungen erhoben werden könnten, von

i) K. Mack: „Experimentelle Beiträge zum Studium der Wirbel-
bewegungen in den Wolken“; „Meteorologische Zeitschrift“ 1898, August-
Heft. „Experimentelle Untersuchung gewisser Strömungsgebilde in Flüssig-
keiten“: „Annalen der Physik und Chemie“, Bd. 68, 1899.
 
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