DOI Heft:
Original-Beiträge
DOI Artikel:Thiele, Reinhold: Ueber präzise Aufnahmen von Plänen der Niederungen großer Flüsse, ihrer Mündungen und Deltas mit Hilfe der Photographie und Drachenphotographie
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0152
i38
Ueber präzise Aufnahmen von Plänen u. s. w.
Anhängen an einen Fesselballon, und zweifellos wird derselbe
im Dienste eines Kriegs- oder Marineressorts auch nicht anders
in die Höhe gebracht wTerden. Gleichfalls beim Gebrauche des
Apparates an Orten, wo die Bereitung oder Beschaffung von
Wasserstoff gas oder Leuchtgas keine besonderen Schwierig-
keiten bereitet.
Anders verhält sich die Sache bei Verwendung dieses
Apparates in Gegenden, welche oft, wie bei uns in Rußland,
weit außerhalb des Eisenbahnverkehrs und in großen Ent-
fernungen von industriellen Zentren liegen. Hier bleibt keine
Auswahl als der Drache, und deshalb war ich bemüht, die
Formen und Eigenschaften desselben einem eingehenden
Studium zu unterziehen, um die maximalste Leichtigkeit mit
der größtmöglichsten Tragkraft und äußersten Stabilität zu
vereinigen. Von allen erprobten Formen erwies die größte
Empfindlichkeit für selbstschwachen Wind
von 2 m pro Sekunde unser russischer
Kusn etzof f scher Drache (Fig. 30), dessen
halbrunde Form, vom Winde leicht ge-
tragen , gleichzeitig die größte Stabilität
bedingt. Die Tragkraft eines Drachens
berechnet sich, wie bekannt, nach der
Größe der dem Winddruck exponierten
Fläche in Betracht seines Umfanges, und
in dieser Beziehung ergab der Lecornu-
sche vielzellige Drache (cerf-Volant multi-
cellulaire1)), welchen ich schon während der letzten Ausstellung
1900 in Paris kennen lernte, die höchsten Leistungen.
Es muß erwähnt werden, daß beim Bau eines jeden
Drachens die größte Sorgfalt auf dessen Gleichgewicht ver-
wendet werden muß, da bei geringstem Uebergewicht der
einen Seite eine schiefe Lage resultiert, welche bei passierenden
Wirbeln zum Kentern, Kreisen und Fallen des Drachens führt.
Ebenfalls unterliegt das Anbringen des Zaumes an den Drachen
gewissen Beziehungen zum Schwerpunkte desselben.
Für die zahlreichen praktischen Probearbeiten, welche ich
im Herbste 1902 im Flußgebiet des Pripjat, oberhalb dessen
Mündung in den Dnjeper (Gouvernement Kieff), unter tätigster
Mitwirkung des Strombezirks Verwesers, Ingenieur Chalutin,
ausführte, wurden sechs Drachen nach Lecornus System in
Rautenform von verschiedenen Winkeln angefertigt, welche
1) Les cerfs-Volants par J. Lecornu, Paris. Librairie Nony & Cie.
63 Boulevard Saint Germain.
Ueber präzise Aufnahmen von Plänen u. s. w.
Anhängen an einen Fesselballon, und zweifellos wird derselbe
im Dienste eines Kriegs- oder Marineressorts auch nicht anders
in die Höhe gebracht wTerden. Gleichfalls beim Gebrauche des
Apparates an Orten, wo die Bereitung oder Beschaffung von
Wasserstoff gas oder Leuchtgas keine besonderen Schwierig-
keiten bereitet.
Anders verhält sich die Sache bei Verwendung dieses
Apparates in Gegenden, welche oft, wie bei uns in Rußland,
weit außerhalb des Eisenbahnverkehrs und in großen Ent-
fernungen von industriellen Zentren liegen. Hier bleibt keine
Auswahl als der Drache, und deshalb war ich bemüht, die
Formen und Eigenschaften desselben einem eingehenden
Studium zu unterziehen, um die maximalste Leichtigkeit mit
der größtmöglichsten Tragkraft und äußersten Stabilität zu
vereinigen. Von allen erprobten Formen erwies die größte
Empfindlichkeit für selbstschwachen Wind
von 2 m pro Sekunde unser russischer
Kusn etzof f scher Drache (Fig. 30), dessen
halbrunde Form, vom Winde leicht ge-
tragen , gleichzeitig die größte Stabilität
bedingt. Die Tragkraft eines Drachens
berechnet sich, wie bekannt, nach der
Größe der dem Winddruck exponierten
Fläche in Betracht seines Umfanges, und
in dieser Beziehung ergab der Lecornu-
sche vielzellige Drache (cerf-Volant multi-
cellulaire1)), welchen ich schon während der letzten Ausstellung
1900 in Paris kennen lernte, die höchsten Leistungen.
Es muß erwähnt werden, daß beim Bau eines jeden
Drachens die größte Sorgfalt auf dessen Gleichgewicht ver-
wendet werden muß, da bei geringstem Uebergewicht der
einen Seite eine schiefe Lage resultiert, welche bei passierenden
Wirbeln zum Kentern, Kreisen und Fallen des Drachens führt.
Ebenfalls unterliegt das Anbringen des Zaumes an den Drachen
gewissen Beziehungen zum Schwerpunkte desselben.
Für die zahlreichen praktischen Probearbeiten, welche ich
im Herbste 1902 im Flußgebiet des Pripjat, oberhalb dessen
Mündung in den Dnjeper (Gouvernement Kieff), unter tätigster
Mitwirkung des Strombezirks Verwesers, Ingenieur Chalutin,
ausführte, wurden sechs Drachen nach Lecornus System in
Rautenform von verschiedenen Winkeln angefertigt, welche
1) Les cerfs-Volants par J. Lecornu, Paris. Librairie Nony & Cie.
63 Boulevard Saint Germain.