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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Doležal, Eduard: Ueber Stereoskopie, Arbeiten und Fortschritte auf diesem Gebiete
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Ueber Stereoskopie, Arbeiten und Fortschritte u. s. w.

187

Ueber die Bestrebungen Dr. E. Bergers in Paris, für die
Reliefwahrnebmung geeignete Apparate zu schaffen, haben
wir berichtet1). Nun liegt uns das Plastoskop vor.
Der Apparat sucht die Aufgabe zu lösen, gewöhnliche
Aufnahmen stereoskopisch zu sehen. Die Versuche in dieser
Richtung reichen schon mehrere Jahre zurück, ohne daß
indes etwas positiv Wertvolles geschaffen worden wäre. Neuer-
dings konstruierte Dr. Berger ein Instrument, welches das
plastische Sehen einfacher Aufnahmen ermöglichen soll. Wir
lesen darüber folgendes: Bekanntlich beruht das körperliche
Sehen auf einem sehr komplizierten
psycho-physikalischen Prozesse, bei
welchem, außer der Ueberkreuzung
der Konturen, die Schatten, die
Größenverhältnisse u. s. w. die
Hauptrolle spielen. Die Ver-
schiedenheit der beiden Netzhaut-
bilder (stereoskopisches Sehen) und
der zum Betrachten der Gegen-
stände nötige Grad der Akkom-
modation und Konvergenz. Auf der
Darstellung der den beiden Augen
entsprechenden Verschiedenheit der
Netzhautbilder beruht bekanntlich
die Illusion der Wirklichkeit, die
wir mit dem Stereoskope erhalten.
Beim Plastoskope hat der Erfinder
versucht, von den einzelnen Teilen
einer einfachen Abbildung ver-
schieden entfernte virtuelle Bilder
zu entwerfen (Fig. 45); der stärkere Grad der Akkommo-
dation für das virtuelle Bild des Vordergrundes, der geringere
Grad derselben für die virtuellen Bilder des Hintergrundes
geben nebst einer nur geringen Verschiedenheit der beiden
Netzhautbilder beim Plastoskop dem Beobachter die Illusion
des körperlichen Sehens. Die Natur des Reliefs, welches das
Stereoskop stets nur bei der Anwendung von eigens hierfür
hergestellten Doppelaufnahmen darbietet, ist daher auch ganz
verschieden von jenem, welches das Plastoskop hervorruft.
Letzteres hat jedoch den Vorteil, außer einfachen Photo-
graphieen auch auf Darstellungsmethoden, wie Miniatur,
Kupferstich u. dergl. m., die für das Stereoskop ungeeignet
sind, anwendbar zu sein. Die Entfernung der Abbildung, in


1) Siehe dieses „Jahrbuch“ für 1901, S. 246; 1902, S. 321.
 
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