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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Schwarzschild, Karl: Ueber photographische Ortsbestimmung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0222

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208

Ueber photographische Ortsbestimmung.

stets um ein und dasselbe Prinzip: Man kennt Polhöhe
und Zeit, sobald man weiß, welcher Stern — oder all-
gemeiner —, welche Stelle des Himmels in dem betreffen-
den Momente im Zenith senkrecht über dem Standpunkt
des Beobachters gestanden hat. Denn da die Bogenabstände
der Sterne vom Himmelspol aus den Beobachtungen der
Astronomen aufs genaueste bekannt sind, so wxeiß man damit
auch, wie weit der Himmelspol vom Zenith absteht, und
dieser Abstand von 90 Grad subtrahiert, liefert sofort die
geographische Breite. Auf der andern Seite steht ein Stern,
der im Zenith steht, zugleich auch im Meridian, da der
Meridian eben als der durch Himmelspol und Zenith gehende
größte Kreis auf der Himmelskugel definiert ist. Die astro-
nomischen Tabellen erlauben aber durch Addition von zwei
Zahlen für jeden Tag des Jahres zu berechnen, wieviel
Stunden nach der Sonne irgend ein Stern durch den Meridian
geht. Man erfährt also aus der Kenntnis des gerade im
Zenith stehenden Sterns, wieviel Zeit seit dem Augenblick,
in welchem die Sonne im Meridian stand, d. i. seit Mittag,
vergangen ist.
Wie erfährt man nun in irgend einem Momente die gerade
im Zenith stehende Stelle des Himmelsgewölbes? Man wird
natürlich die Kamera nach oben in die Gegend des Zeniths
richten, so daß sich die in der Nachbarschaft des Zeniths
stehenden Sterne auf der Platte abbilden. Alles kommt dann
darauf an, zu bestimmen, welche Stelle der Platte von einer
durch den Mittelpunkt des Objektivs gezogenen lotrechten
Linie getroffen wird. Denn mit diesem Punkt hat man zu-
gleich den Ort des Zeniths unter den Sternen zunächst auf
■der Platte und, durch Rückwärtsverlängern der Einfallsstrahlen,
auch am Himmel.
Die verschiedenen Vorschläge unterscheiden sich durch die
Mittel, mit deren Hilfe sie die Markierung des dem Zenith
•entsprechenden Punktes auf der Platte bewerkstelligen wollen.
Ein erstes, prinzipiell sehr einfaches Verfahren ist bereits 1881
von Dr. F. Stolze angegeben worden1). Man setze über
das nach oben gerichtete Objektiv zwei Spiegel, die einen
rechten Winkel miteinander bilden und die mit Hilfe von zwei
Libellen so justiert werden können, daß die Schnittlinie der
Ebenen beider Spiegel genau senkrecht steht. Leuchtet man
mit irgend einer Lichtquelle, die sich im Punkte S befindet,

1) „Phot. Wochenbl.“ 1891; ferner „Die photographische Ortsbestimmung
ohne Chronometer“; Bd. 1 der photographischen Bibliothek, Berlin, Meyer
und Müller. 1893.
 
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