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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 17.1903

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Schwarzschild, Karl: Ueber photographische Ortsbestimmung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41327#0224

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Ueber photographische Ortsbestimmung.

zwischen den beiden Bildern jedes Sterns repräsentiert. Prof.
Schnauder hat mit einer eigens für diesen Zweck gebauten,
sehr stabilen Kamera vorzügliche Resultate erhalten. Bei
einer Brennweite von nur 16 cm ergab die einzelne Platte die
Polhöhe bis auf wenige Bogensekunden genau. Dabei scheint
es mir, daß man praktisch Gleichwertiges auch ohne die genaue
Justierung der photographischen Platte und die Kontrolle der
Umdrehung um 180 Grad durch Ablesemikroskope erreichen
könnte, die Prof. Schnauder bei seiner „Zenithkamera“ an-
gebracht hat. Denn die Einflüsse schiefer Lage der Platte
und einer Abweichung des Drehungswinkels von 180 Grad
würden sich aus der Lage der Sternbilder auf der Platte selbst
ermitteln und nachträglich in Rechnung ziehen lassen. Man
würde die Methode auch mit einem Minimum an instrumen-
teilen Hilfsmitteln durchführen können, es genügte ein gut
horizontierbarer und um 180 Grad umsetzbarer Untersatz, auf
dem man irgend eine stabile Kamera festklemmen könnte.
Prof. Runge in Hannover, der wiederum unabhängig auf
die Schnaudersche Methode gekommen war, hat dieselbe
in einer Form verwandt, welche überhaupt nicht den
Mechaniker, sondern nur den Klempner beansprucht und
trotzdem gute Resultate liefert. Er klemmte eine Kamera,
Objektiv nach oben, in einem oben offenen Blechkasten fest
und ließ den Kasten mit der Kamera in einem Wassertrog
schwimmen. Das Schwimmen ersetzt die Horizontierung durch
Libellen. Der schwimmende Kasten wurde genau wie bei
Schnauder zwischen zwei Himmelsaufnahmen um 180 Grad
umgesetzt.
Prof. Runge hat aber noch eine zweite sehr hübsche
Methode zur Fixierung des Zeniths angegeben Er ließ zwei
lange Lote aus großer Höhe über der Kamera herabhängen,
welche sich als zwei Striche auf der Platte abbildeten. Der
Schnittpunkt beider Striche als perspektivischer Fluchtpunkt
zweier senkrechter Linien entspricht dann dem Zenith. Die
Aufnahme der Lote erfolgte in der Dämmerung, die Exposition
der Sterne bei unveränderter Stellung der Kamera, nachdem
es dunkel geworden war.
Das Wesentlichste ist bei der letzten Run gesehen
Methode, daß ein irdisches Objekt an Stelle der Sterne zur
Markierung des Zeniths verwandt wird. Es liegt nun nahe,
die herabhängenden Lote durch einen sogen. „Zenithkollimator“
zu ersetzen, nämlich durch ein nach unten gerichtetes, mit
Fadenkreuz versehenes Fernröhrchen, welches genau senkrecht
gestellt werden kann, und dadurch gelangt man zu einem
 
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