Josef Mader. Löwin und Geier
Seine Studien begann Mader an der Münchner Kunst-
gewerbeschule, wo er sich der Führung Richard Rie-
merschmieds anvertraute, in der Zeichnung aber auch
durch Schinnerer gefördert wurde, dann begleitete
er mit anderen bayerischen Studienfreunden seinen
Lehrer Riemerschmied nach Köln, wo durch den all-
gemeinen Aufstieg der dortigen Kunstgewerbeschule
auch jeder einzelne erweckt und in seinen Absichten
bestärkt wurde. In dieser neuen Umgebung machte
Mader besonders durch die Anregungen des Ham-
burgers Ahlers rasche Fortschritte im Entwerfen und
Komponieren, und auch in der tonigen Behandlung
der Farben machte sich der entwickelte Geschmack
der Avestlichen Großstadt geltend. Anläßlich eines
Wettbewerbes entstand eine Kreuzwegfolge, durch
die dem Künstler ein weiteres Eindringen in alle Fra-
gen der Figurenordnung, Linienführung, Bildbewe-
gung und der Abwandlung eines zyklischen Themas
ermöglicht wurde. Seit 1952 lebt Mader wieder in
München, von wo aus er einige Fresken in Altdorf
bei Landshut unter zeitgemäßer Verlebendigung des
überlieferten Bildbestandes ausführen konnte, wäh-
rend sein Hauptziel auf die Verwirklichung seiner
Erfindungen und Bildgedanken gerichtet blieb.
In eigentümlicher Verlebendigung des Linearen und
unter starker Einfühlung in das Landschaftliche weiß
Joseph Mader Phantasien aus dem Tierleben darzu-
stellen, die. in bildgroßen Blättern in Kreide und Blei-
stift ausgeführt, das vorwaltende Dunkel der maleri-
schen Werte beinahe zu farbiger Sättigung steigern.
Sein Weg führt dabei von der Phantasie zur Wirk-
lichkeit, von der innern Erfindung zur äußern Ge-
staltung, denn erst wenn ein Bildgedanke eingeschla-
gen hat und die Dynamik des Ausdrucks gefunden
ist, denkt Mader an das Studium der Natur, wobei
er bei Besuchen im Tierpark wieder mehr die wilde
Seele der Tiere zu erlauern, als ihre Anatomie nach-
zuschreiben trachtet. Aus einem fühlungsmäßigen
Vertrautwerden mit den Tieren entstehen die Kom-
positionen der Adler, Löwen, Tiger, spielenden Pan-
ther, kämpfenden Büffel, fliegenden Geier und Reiher
oder Pferde und Falken, die alle vom Künstler in
einem Zustande ungebrochener Naturheit erfaßt
sind. Gerade daß sich Ungleiches zu Ungleichem ge-
sellt. Kühe mit Reihern. Büffel mit Tiger, Löwe
mit Geiern sich treffen und kämpfen und Schleichen.
Fliegen und Stoßen formalzeichnerisch auf eine
Linie und Bewegung gebracht sind, erhöht das Un-
vermutete dieser Tierlandschaften. Bisweilen möchte
man an Delacroix denken, aber wenn Delacroix den
Städter in eine farbig zündende Wüstenferne ver-
setzt, so läßt Mader die Gegenwart in eine vorzeit-
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Seine Studien begann Mader an der Münchner Kunst-
gewerbeschule, wo er sich der Führung Richard Rie-
merschmieds anvertraute, in der Zeichnung aber auch
durch Schinnerer gefördert wurde, dann begleitete
er mit anderen bayerischen Studienfreunden seinen
Lehrer Riemerschmied nach Köln, wo durch den all-
gemeinen Aufstieg der dortigen Kunstgewerbeschule
auch jeder einzelne erweckt und in seinen Absichten
bestärkt wurde. In dieser neuen Umgebung machte
Mader besonders durch die Anregungen des Ham-
burgers Ahlers rasche Fortschritte im Entwerfen und
Komponieren, und auch in der tonigen Behandlung
der Farben machte sich der entwickelte Geschmack
der Avestlichen Großstadt geltend. Anläßlich eines
Wettbewerbes entstand eine Kreuzwegfolge, durch
die dem Künstler ein weiteres Eindringen in alle Fra-
gen der Figurenordnung, Linienführung, Bildbewe-
gung und der Abwandlung eines zyklischen Themas
ermöglicht wurde. Seit 1952 lebt Mader wieder in
München, von wo aus er einige Fresken in Altdorf
bei Landshut unter zeitgemäßer Verlebendigung des
überlieferten Bildbestandes ausführen konnte, wäh-
rend sein Hauptziel auf die Verwirklichung seiner
Erfindungen und Bildgedanken gerichtet blieb.
In eigentümlicher Verlebendigung des Linearen und
unter starker Einfühlung in das Landschaftliche weiß
Joseph Mader Phantasien aus dem Tierleben darzu-
stellen, die. in bildgroßen Blättern in Kreide und Blei-
stift ausgeführt, das vorwaltende Dunkel der maleri-
schen Werte beinahe zu farbiger Sättigung steigern.
Sein Weg führt dabei von der Phantasie zur Wirk-
lichkeit, von der innern Erfindung zur äußern Ge-
staltung, denn erst wenn ein Bildgedanke eingeschla-
gen hat und die Dynamik des Ausdrucks gefunden
ist, denkt Mader an das Studium der Natur, wobei
er bei Besuchen im Tierpark wieder mehr die wilde
Seele der Tiere zu erlauern, als ihre Anatomie nach-
zuschreiben trachtet. Aus einem fühlungsmäßigen
Vertrautwerden mit den Tieren entstehen die Kom-
positionen der Adler, Löwen, Tiger, spielenden Pan-
ther, kämpfenden Büffel, fliegenden Geier und Reiher
oder Pferde und Falken, die alle vom Künstler in
einem Zustande ungebrochener Naturheit erfaßt
sind. Gerade daß sich Ungleiches zu Ungleichem ge-
sellt. Kühe mit Reihern. Büffel mit Tiger, Löwe
mit Geiern sich treffen und kämpfen und Schleichen.
Fliegen und Stoßen formalzeichnerisch auf eine
Linie und Bewegung gebracht sind, erhöht das Un-
vermutete dieser Tierlandschaften. Bisweilen möchte
man an Delacroix denken, aber wenn Delacroix den
Städter in eine farbig zündende Wüstenferne ver-
setzt, so läßt Mader die Gegenwart in eine vorzeit-
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