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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Christoffel, Ulrich: Die Dämonie des Tieres: Arbeiten von Joseph Mader
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0136

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Josef Mader. Büffel und Tiger

liehe Jägerepoche zurückblicken, wo die Furchtbarkeit
der Tiere über der dunklen Erde herrschte. Das Ele-
mentare eines Flügelschlagens. eines Naturkampfes
um Leben. Nahrung und Tränke ist die Kraft, die die
künstlerische Djmamik Maders antreibt und erfüllt.
Oft wird auch der Mensch hineingezogen in das
Drama der Tiere. Mazeppa. der Held Byrons,
der als überraschter Liebhaber von dem betrogenen
Freund nackt aufs Pferd gebunden und in die Steppe
hinausgejagt wurde, erscheint balladenhaft in öder
Landschaft, wo das Pferd erschöpft zusammengebro-
chen ist. wie überhaupt die Kompositionen Maders
vielfach etwas Romanzenhaftes, Rhetorisches in sich
tragen. Ein Sturm von Schwänen stürzt auf Leda
nieder, stumm klagen nornenhafte Gestalten um den
toten Helden und medusenhaft reitet ein Weib auf
dem Panther. Alle diese Einfälle sind aber frei von
jeder literarischen oder bühnenhaften Erinnerung aus
dem heißen Naturerleben erfaßt, und wieder einmal
wird man an Burckhardts Mahnung erinnert, man
überlasse die Maler ihren Visionen, und sie werden
aus sich selber das Richtige herausholen. Es fehlt in
keinem Blatt jene Spannung des Unheimlichen. Dro-
hend-Wilden, was zum Pathos der wilden Tiere ge-
hört und was Mader eindrucksvoll mit Kurve und
Ton der Landschaften zusammenstimmt.

Daneben greift der Künstler immer auch auf die
alten malerischen Bildauf gaben zurück, die den Natur-
und Jahreswechsel zum Inhalt haben, und er malt,
aus dem Schwarzweiß zur Farbe übergehend, das Auf-
gehen des Tages am frühen Morgen im einfachsten
Dreiklang eines noch ruhenden Weibes, eines sich
aufrichtenden Mannes und eines freudig forttraben-
den Pferdes. Oder er malt Frühlings- und Herbst-
landschaften mit menschlichen Figuren, einen Adler
an der Quelle sitzend oder ein Mädchen mit Falken
spielend, und überall arbeitet er noch daran, für seine
Vorstellungen die entsprechenden gewünschten Töne
und Werte zu finden und auf eine farbige Einheit ab-
zustimmen. Auch in diesen Malereien ergibt sich die
Grundhaltung der Erfindung aus Phantasie und Emp-
findung, und der Künstler bemüht sich, das Natur-
wehen als ein künstlerisch Ganzes zu erleben, aus
dem die einzelnen Bildungen und Farben sich ab-
lösen sollen.

Trotz seines ausgesprochenen Bildwillens hütet sich
Mader vor Einseitigkeit, und er weiß sich, wie die
meisten Künstler, die von wirklich malerischen Aus-
drucksproblemen erfüllt sind und einer eigenen
Phantasie zum Durchbruch verhelfen wollen, in vie-
len Bilderkreisen zurechtzufinden und verschiedenste
Aufgaben zu lösen. So zeichnet und malt er auch,

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