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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 54.1938-1939

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Hans Reinhold Lichtenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.16487#0140

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H. R. Lichtenberger. Im Englischen Garten zu München

der nächtlicheiiLudwigstraßehaben einenfrülien Vor- aus dem I.Akt von Strindbergs Karl XII., mannig-

gänger. Schon der sechzehnjährige Gymnasiast malte fache und fruchtbare Anregungen zu Malereien,

eine Guasch: die Straße ,,Unter den Linden" bei reich an Farben und strahlend im Licht, gegeben. Er

Nacht — mit dem Licht der Gaslaternen, das der malte die ersten Ballettszenen noch ohne Kenntnis

nasse Asphalt spiegelt. Ein kleines, noch unbeholfen der Malereien Degas'. mit denen sie sich gegenständ-

,.dilettantisches" Bild. Aber schon in ihm offenbart lieh so nahe berühren.

sich das starke Interesse an rein luministischen Er- Lichtenberger hat sich keineswegs auf Münchner
scheinungen, aus denen dem reifen Künstler wieder Nachtbilder und Malereien mit Ballett-, Variete-,
und wieder die Antriebe zum bildnerischen Gestalten Zirkus- und Theaterszenen spezialisiert. Wenn er
kamen und kommen. sich für viele Jahre in gleichartige Themen verbiß.
Auch die Variete- und Tanzbilder, mit denen Lieh- so war nicht das Gegenständliche bestimmend, son-
tenberger vor allem nach dem Kriege hervorgetreten dern innner nur das malerische Problem, das seine
ist, gehen auf sehr frühe Eindrücke zurück. Nach wache künstlerische Intelligenz immer aufs neue be-
Absolvierung des Gymnasiums und während einer schäftigte, und die sehr richtige Einsicht, daß nach
kurzen Studienzeit an der Tenischen Hochschule in dieser, der künstlerisch wesentlichen Seite hin, jedes
Charlottenburg war Lichtenberger ein eifriger Be- Thema, jedes Motiv unerschöpflich ist. Man mag in
Sucher des ,, Wintergartens". Der Zauber von Licht den Nachtbildern Anklänge an den älteren Münch-
und Farben fesselte sein Malerauge. Die Eindrücke ner Kolorismus und in den Ballettszenen oder Bil-
waren so stark, daß Lichtenberger noch nach Jahr- dern mit Spaziergängern in sommerlich bunten Ko-
zehnten aus der Erinnerung und nach frühen Skizzen stümen in grüner Parklandschaft Anklänge an die
die Szenen mit der Belle Otero malte. Jahre-, ja jähr- impressionistische Schule erkennen. Im letzten han-
zehntelang ist Lichtenberger diesen Dingen nachge- delt es sich immer um das gleiche künstlerische Pro-
gangen. Später in München haben ihm das russische blem, ob Lichtenberger eine vom Licht getroffene
Ballett (Pawlowna), Bühnenbilder aus den Blüte- Fassade oder Menschengruppe (Oktoberfestbilder!)
Zeiten der Münchner Kammerspiele, wie eine Szene aus nächtlichem Dunkel auftauchen läßt und lebhaf-

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