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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 28.1930

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Heft 1
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K., ...: Breslauer "Wuwa"
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https://doi.org/10.11588/diglit.7609#0060

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FRA ANGKLICO, DIE HEILIGEN COSMAS UND DAMIAN. 19:20,5 cm

AUS ENGLISCHEM PRIVATBESITZ ERWORBEN VON DEN ERICH GALLERIES, NEW YORK

BRESLAUER „WUWA"

Breslaus sommerliches Ereignis war die „Wuwa": unter
diesem geheimnisvollen Zeichen, das aber den Vorzug
hat, von vorwärts und rückwärts buchstabiert die passende
Lösung zu bieten, ist die „Ausstellung Wohnung und Werk-
raum" gemeint. In vielen Straßen der Stadt hängt ein Plakat
mit einem großen, diabolischen Schnörkel, der sich bei
näherem und längerem Studium als ein kleines deutsches w
zu erkennen gibt. Wenn man den entwerfenden Fachmann,
in diesem Falle den Professor Molzahn von der Kunst-
akakemie fragt, was das bedeute, so begegnet man einem
überlegenen Lächeln und der Antwort: das soll ja gerade
ein Rätsel sein, in der modernen Reklame wirkt das Ge-
heimnisvolle suggestiv, man zerbricht sich darüber den Kopf,
die Neugierde steigert sich und man geht schließlich doch
mal hin. Überwunden fahren wir hinaus nach Scheitnig in
das Ausstellungsgelände bei der Jahrhunderthalle, um das
viele Städte — Berlin voran — Breslau beneiden können. Am
äußeren Rande, am Straßenbahnhof Grüneiche, steht der
wichtigste Teil: eine Versuchssiedlung, die der „Deutsche
Werkbund" unter seine Fittiche genommen hat. Nur schle-
sische Architekten sind daran beteiligt, sie haben sich vor
allem die Aufgabe gestellt, das Problem der Wohnung auf
kleinstem Raum im vielstöckigen Etagenhaus mit modernen

Baustoffen und Konstruktionsmethoden zu lösen, daneben
finden sich noch einige Einfamilienhäuser, die einiges An-
ziehende, im ganzen aber nichts eigentlich Neues bieten.
In der Hauptsache kommt es auf drei Häuser an: das „Ge-
meinschaftswohnhaus" von Adolf Rading, das „Laubengang-
haus" von Heim und Kempter und das „Wohnheim" von Hans
Scharoun.

Bei allen dreien bildeten wirtschaftliche und soziale Uber-
legungen den Anfang: wie kann man bei der ungeheuren
Wohnungskatastrophe, in die Deutschland hineingeraten ist,
Wohnungen für bescheidene Ansprüche und mit den ein-
fachsten Mitteln so herstellen, daß ein menschenwürdiges
Dasein trotz kleinster Ausmaße gewährleistet wird?

Es ging also in allen Fällen um Fragen der Grundrißlösung.
In einemHause mit zahlreichen Wohnungen nehmen dieTrep-
pen viel Platz weg, sowohl Rading wie Heim und Kempter
versuchten daher mit möglichst einer Treppe auszukommen,
Rading für acht, Heim und Kempter für sechs Wohnungen,
die an einem gemeinsamen Flur liegen. Heim und Kempter
legten in die Mitte eines sehr langgestreckten, rechteckigen
Baukörpers ein schmales Treppenhaus, das in jedem der drei
Stockwerke auf einen offenen Gang mündet, der sich an
der Längsseite des Hauses hinzieht und selbstverständlich
 
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